In Frankreich trifft mein Großvater durch Zufall seinen Bruder Walter, der in einem Nachbarort stationiert ist. Die gemeinsamen Fotos gibt es leider nicht mehr, nur dieses von Walter.
Tagebuch vier, angefangen am 28. April 1917
Sonnabend, 28. April
Arbeiteten an dem Kabelgraben, welcher in
nordwestlicher Richtung aus Crepy zur Bäckerei führt.
Sonntag, 29. April
Hatte Urlaub genommen und fuhr vormittags mit
dem Rade nach Laon, um photographische Artikel einzukaufen. Sah dabei in Laon
eine Kantine vom 3. Batallion des Infanterie Regimentes 205 und erfuhr dadurch,
daß mein Bruder ganz in der Nähe liegt.
Montag, 30. April
Arbeiteten an den Kabelgräben.
Dienstag, 1. Mai
Der Wonnemonat ist nun auch wieder da. Müssen
uns aber immer noch hier draußen herumtreiben, wo nichts von Maienluft zu
merken ist. Das Wetter ist sehr gut, fast schon zu heiß. Vormittags bis 10:00
Uhr gearbeitet. Danach gingen wir, zum ersten Mal hier draußen, baden.
Allerdings Brausebad. Abends Gesundheitsbesichtigung und anschließend Gasmasken
ausprobieren im Stinkraum.
Mittwoch, 2. Mai
Meldete mich krank, da ich wieder eine
Nagelhautentzündung habe.
Donnerstag, 3. Mai
Vormittags zum Arzt gewesen. Darauf beim
Kabelgraben die Aufsicht geführt.
Freitag, 4. Mai
Vormittags wieder zum Arzt gewesen. Darnach
zum Kabelverlegen.
Sonnabend, 5. Mai
War erst zum Arzt, dann ging ich zur neuen
Baustrecke, welche nach Cressy führen soll. Hatte über 8 km zu laufen und zwar
bis hinter Vivaise, wo Witkowski Stangen setzte. Da es sehr heiß war, kam ich
ziemlich in Schweiß gebadet dort an. Nach Crepy zurück, konnte ich wenigstens
fahren.
Sonntag, 6. Mai
Heute das letzte mal an den Kabelgräben
gearbeitet. Das Verlegen ist nun soweit fertig.
Montag. 7. Mai
Vormittags war ich nochmals zum Arzt und
brauche nun in etwa acht Tagen nochmals dahingehen. Danach ritt ich zur Dandy
Ferme, wo wir das Geschäftszimmer des Munitionsparks mit etlichen Nebenstellen
durch Feldkabeldoppelleitungen zu verbinden haben. Bei gutem Wetter, eine sehr
schöne Arbeit.
Dienstag, 8. Mai
Vormittags wieder zur Dandy Ferme mit meinem
Trupp gewesen. Stellten die Leitungen alle fertig und bauten Apparate ein. Da
bei zwei Stück der Wecker fehlt, müssen wir morgen nochmals hinaus. Nachmittags
an der Strecke nach Cressy einen Anker gesetzt.
Abends
wieder gebadet.
Mittwoch, 9. Mai
Ging heute mit zwei Mann wieder nach Dandy
Ferme und baute die noch fehlenden Apparate ein. Als ich mittags nach meinem
Quartier zurück kam, hatte ich Besuch bekommen. Mein Bruder, welcher südlich
Laon in Stellung lag, hatte Urlaub bekommen und besuchte mich deshalb. Die
Freude, über das Wiedersehen im Felde, war natürlich beiderseits sehr groß.
Verbrachten gemeinsam den Nachmittag, ließen uns photographieren und besuchten
abends das Kino.
Donnerstag, 10. Mai
Hatte heute dicht am Ort zu tun und konnte
deshalb öfters nach dem Quartier gehen, wo mein Bruder, von unseren gestrigen
Aufnahmen, schon Bilder machte. Nachmittags feierten wir, nachdem an fast alle
Verwandten geschrieben war, Abschied bei Bier und einer Flasche Mosel. Dann
mußte Walter wieder fort und ich begleitete ihn noch circa vier Kilometer.
Freitag 11. Mai
War mit sechs Mann auf Baustrecke, zum
Querträger anbringen.
Sonnabend, 12. Mai
Auch heute wieder auf Baustrecke Querträger
angebracht.
Von Morgen ab, soll wieder gemeinsam für den
ganzen Doppelzug gekocht werden. Auf höheren Befehl.
Sonntag, 13. Mai
Auf Strecke Crepy-Cressy Querträger
angebracht.
Montag, 14. Mai
Erhielt heute neue Arbeit für meinen Trupp
und zwar soll vor der Station ein Turm in Dreibockform gebaut werden. Ging nun
zunächst Stangen schlagen.
Dienstag, 15. Mai
Für den Turm Stangen geschlagen, 10 ½ Meter
lange Tannen und auch zur Baustelle gefahren. Eine Stange setzten wir noch,
nachdem alle vorher geschält waren.
Mittwoch, 16. Mai
Bei strömenden Regen mussten wir heute
arbeiten. Setzten die beiden fehlenden Hauptstangen und begannen mit der Verstrebung.
Abends sollten wir die zur Station gehenden Gestänge an den Endstangen
verankern und das dazwischen liegende Feld jedes Mal schneiden. Da die
Bleikabel inzwischen angelegt sind und der Doppelbock vor der Station, infolge
seiner Verankerung mit dem Gebäude, bald die ganze Wand einreißen wird. Breite
Risse sind schon vor längerer Zeit entstanden. Jetzt mit einem Male ist es
eilig dies zu beseitigen und meine Leute sollten nun die Nacht daran arbeiten,
trotzdem sie schon völlig durchnäßt waren und es weiter regnete. Nach einiger
Zeit kam aber doch der Befehl, daß die Arbeiten erst Morgen weiter fortgesetzt
werden sollen.
Donnerstag, 17. Mai
Mußte mit meinem Trupp heute, am
Himmelfahrtstage, arbeiten, während die anderen Trupps dienstfrei waren und
dafür Kirchgang hatten. Arbeiteten aber nur bis ½ 1 Uhr an den Einführungen zur
Station.
Freitag, 18. Mai
An den Einführungen zur Station und am
Dreibock gearbeitet.
Sonnabend, 19. Mai
Am Dreibock gearbeitet.
Sonntag, 20. Mai
Arbeiteten bis Mittag, wieder am Dreibock.
Meine Kaninchen habe ich jetzt bei Lühring im
Quartier, da dort einige gute Ställe frei waren.
Montag, 21. Mai
Auch heute wieder am Dreibock gearbeitet.
Dienstag, 22. Mai
Vormittags regnete es, trotzdem mußte
gearbeitet werden. Nachmittags war glücklicherweise besseres Wetter.
Mittwoch, 23. Mai
Unser Dreibock wurde heute so ziemlich
fertig. Jetzt soll nun auch noch ein Dach hinaufkommen.
Donnerstag, 24. Mai
Arbeiteten an dem Dach für den Dreibock.
Bekamen heute durch unseren Doppelzug das
erste Mal ½ Pfund Butter und ½ Pfund Käse zu kaufen. Beides äußerst billig und
gut, zusammen nur eine Mark.
Freitag, 25. Mai
An dem Dach für den Dreibock gearbeitet.
Sonnabend, 26. Mai
Wieder an dem Dach des Dreibocks gearbeitet,
welcher fertig wurde.
Gestern tauchte schon das Gerücht auf, daß
das hier befindliche General Kommando 23 Reserve Korps fort käme. Heute
bestätigte sich dies. Auch die Fernsprechabteilung 723 geht mit und es ist
leicht möglich, daß unser Doppelzug auch mit fort muß.
Sonntag, 27. Mai
Pfingstsonntag heute. Da wir dienstfrei sind
und sehr schönes Wetter ist, kann man sich einmal ordentlich ausruhen. Ob die
schöne Zeit der Pfingstwanderungen wiederkommt und wann? Hoffentlich kann man
nächste Pfingsten wieder die deutschen Gaue durchstreifen, wie man will.
Montag, 28. Mai
Vormittags fuhr ich nach Laon, zusammen mit
Wachtmeister Weinhold und kehrte gegen Mittag von dort zurück.
Unser 2. Zug soll nun morgen auch von Crepy
fort, während der 1. Zug noch hier bleibt.
Dienstag, 29. mai
Vormittags ½ 7 Uhr standen wir
abmarschbereit, um gegen 7:00 Uhr uns in Richtung Laon in Marsch zu setzen.
Durch Laon ging es dann durch Eppes nach Coucy les Eppes, wo wir in einer
Scheune Quartier bezogen. Die Pferde mußten im Freien bleiben und auch ein Teil
der Mannschaften zog es vor, draußen unterm Zelt zu schlafen. Befinden uns hier
bei der ersten Bayrischen Infanterie Division.
Mittwoch, 30. Mai
Nahmen heute Quartier in zwei Häusern, die
wir erst einigermaßen sauber machen mußten, um überhaupt hinein ziehen zu
können. Fensterscheiben fehlen fast ganz und gar. Dieselben sind alle, bei der vor circa vierzehn Tagen
durch Fliegerangriff erfolgten Explosion des Munitionslagers, entzwei gegangen.
Trupp Tepper kam nach Festieux circa sechs
Kilometer von hier.
Donnerstag, 31. Mai
In einer Leitung war Starkstrom. Ich ging
deshalb mit zwei Mann los den Fehler zu beseitigen in Richtung Marchais und
sandte gleichzeitig zwei Mann zur Brigade, wohin die Leitung ging, da sie hier
in Concy nicht eingeführt ist. Durch das trockene Wetter und den starken
Autoverkehr ist auf den Strassen ein unheimlicher Staub. Nach ein paar
Schritten sieht man schon einem Müller ähnlich.
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