27. September 2015

Dezember 1915

Für die Strecke von Jelowka über Kupischki (Kupiskis) bis Poniewieze (Panevezys) brauchte der Zug einen ganzen Tag. Alles, um ein paar Ersatzteile zu holen.


Mittwoch, 1. Dezember
Heute morgen gingen nun die zweiten Urlauber los. Hoffentlich kann ich in 3 Wochen auch fahren. Vizewachmeister Maczijewki fuhr auch und übertrug seine Vertretung an Fleischer.

Donnerstag, 2. Dezember
Heute sollen wieder mal auf der Bahn, hinter Abeli, 2 Züge zusammen gestoßen sein. Ersatzmannschaften kommen heute hier durch und hatten wir 2 Feldwebel als Einquartierung.

Freitag, 3. Dezember
Abends mußte Fernsprechgerät von Jelowka abgeholt werden. Bekamen wieder Gäste zur Nacht. Den Vizefeldwebel und Dasbach vom 1. Infanterieregiment 44.

Sonnabend, 4. Dezember
Heute das Fernsprechgerät an die Infanterie verteilt.

Sonntag, 5. Dezember
Nichts Besonderes.

Montag, 6. Dezember
Vormittags nach Pastoral gefahren, Post abholen. Machte eine tadellose Schlittenfahrt.

Dienstag, 7. Dezember
Morgen soll ich nach Uziany fahren zum Ersatzteil-Fernsprech-Depot.

Mittwoch, 8. Dezember
Früh mit Schlitten nach Bhf Jelowka gefahren. Mußten aber meistens laufen, da stellenweise kein Schnee lag. Auf dem Bhf mussten wir bis nach 2:00 warten und konnten dann in einen Güterwagen einsteigen. Nach 4:00 fuhr der Zug aber erst ab, natürlich in einem verdammt langsamen Tempo. An Schlaf war fast nicht zu denken, da es zu kalt war.

Donnerstag, 9. Dezember
Früh nach Tagesanbruch kamen wir durch Kupischki, hielten etliche Stunden und konnten bei den Juden Semmeln und Tee kaufen. Langsam fuhr der Zug weiter, hin und wieder ein paar Stunden stehen bleibend. Endlich abends gegen 6:00 langten wir in Poniewieze an. Hatten also zu 126 KM Bahnfahrt einen guten Tag gebraucht. Gegen 8:00 konnte ich mit Bullemer auf der Kleinbahn weiterfahren nach Uzjany. Hatten hier wenigstens geheizte Wagen.

Freitag, 10. Dezember
Kurz nach 1:00 nachts langten wir in Uzjany an und verbrachten die Nacht im Bahnhofsflur. Gegen 8:00 ging ich dann zum Fernsprechdepot, traf hier Wachmeister Jaserick und nachdem die Sachen empfangen waren, kehrte ich zum Bahnhof zurück. Die Sachen packten wir auf eine Lore und konnten so in dem Lokalzug, welcher zum Glück Verspätung hatte, nach Poniewieze fahren, wo wir abends 9:00 anlangten und im Wartesaal die Nacht verbrachten.

Sonnabend, 11. Dezember
Gefangene Russen mussten unsere Sachen nach dem Bahnsteig des Hauptbahnhofes bringen. Den ganzen Tag warteten wir bis abends 7:00, wo wir dieselben endlich in einen Zug verladen konnten. Mit uns zusammen im Wagen waren noch freiwillige Sanitäter. Dieselben hatten eiserne Öfen und Strohsäcke mit. Von letzteren gaben sie uns zwei und hatten wir so ein gutes Nachtlager. Ein Ofen ward auch aufgestellt, so daß wir die Nacht tadellos schliefen.

Sonntag, 12. Dezember
Die Rückfahrt ist wieder so langweilig wie die Hinfahrt. Jeden Augenblick steht der Zug, möglichst lange natürlich. Auf jeder Station muß die Lokomotive Wasser nehmen, das geht auch nicht schnell. Abends gegen 10:00 waren wir in Abely, wo die Sanitäter ausstiegen, während wir unserer augenblicklichen Heimat zuschaukelten.

Montag, 13, Dezember
Gegen 1:00 nachts war Jelowka endlich wieder erreicht. Das Gepäck wurde ausgeladen und blieb zwischen den Gleisen stehen. Zu Fuß gingen wir beide nach Kumerischky und erreichten unser Quartier gegen 3:00 morgens. Nach ein paar Stunden Schlaf holten wir das Gerät von Jelowka ab.

Dienstag, 14. Dezember
Hatte heute mit der Verteilung des Fernsprechgeräts zu tun.

Mittwoch, 15. Dezember
Nichts Besonderes.

Donnerstag, 16. Dezember
Morgen will der Leutnant auf Urlaub fahren, verabschiedete sich heute abend von uns. Merkel erhielt das EK. Ist der reine Hohn. Als ob nicht andere da sind, als der Bursche.

Freitag, 17. Dezember
Der Leutnant ist abgedampft, mit seinem St. Merkel. Hoffentlich kann ich auch bald fahren. Es gibt zwischen dem 18.12 und dem 4.1. nur 18 Tage, inklusive Reise. Deshalb hatte es der Leutnant wohl auch so eilig abzufahren, da er dadurch 3 Wochen erhält. Unser Urlaub ist ihm scheinbar ganz gleichgültig. Hauptsache „ER“.

Sonnabend, 18. Dezember
Nichts Besonderes.

Sonntag, 19. Dezember
Kipf soll morgen schon auf Urlaub fahren und war deshalb heute zum „Entlausen“ in Schödern. Von Hessel kam ein Telegramm an, daß er in Greitz ins Lazarett ist, wegen Hautentzündung. Die Sache kommt mir verdammt komisch vor.

Montag, 20. Dezember
Heute fahren wieder 3 Mann auf Urlaub. Ich fuhr nach Schödern zum Entlausen. Nach langer Zeit wieder mal schön gebadet.

Dienstag, 21. Dezember
Vormittags kam der Wachtmeister zurück vom Urlaub. Abends führen wir nun ab im Schlitten. Fleischer, Seide und ich. Hatten die ganze Nacht durchzufahren und langten kurz vor Abgang des Zuges in Duktschky an.

Mittwoch, 22. Dezember
5:28 vormittags fuhr der Zug pünktlich ab. Die Wagen waren nicht geheizt. Infolge dessen froren wir sehr. Gegen ½ 10 Uhr war Wilna erreicht. Hier wurde umgestiegen. Wieder ungeheizte Wagen, in denen wir über Kowno nach Eydkuhnen fuhren. Hier kamen wir im D-Zug, hatten tadellosen Platz und saßen von allen Dingen endlich mal warm. Gegen ½ 5 Uhr nachmittags fuhren wir ab.

Donnerstag, 23. Dezember
Vormittags ½ 8 in Berlin angekommen, tranken wir erst einen Schoppen und dann ging es nach Hause. Besuchte heute noch Tante Emilie.

Freitag, 24. Dezember
Heute abend kamen Tante Emilie und Fräulein Buchholz zur Bescherung her.

Sonnabend, 25. Dezember
Vormittags Weihnachtsfrühschoppen des Vereins in den Mielersälen. Nachmittags besuchte ich Bürgers und nachher Jahns. Herr Schulte hat sich gestern verlobt.

Sonntag, 26. Dezember
Nachmittags zu Fräulein Buchholz’ Geburtstag und abends zu Herrn Schulte gegangen.

Montag 27. Dezember
Vormittags und Nachmittags Berlin angesehen, mit K. und H. Jänner und K. Kutzner.
Abends zu Lentz gegangen.

Dienstag, 28. Dezember
Abends mal wieder turnen gewesen. Ziemlich gute Beteiligung. Danach noch etliche Schoppen bei Mattausch genommen.

Mittwoch, 29. Dezember
Abends Bürgers besucht.

Donnerstag, 30. Dezember
Ging abends mal zur Damenabteilung. Nachher mit Erich Staacks noch ein Glas Bier trinken.

Freitag, 31. Dezember
Nachmittags mit Erich Staacks durch Berlin geschlendert. Hugo Böhme besucht. Später Gerwing besucht. Abends kamen Tante Emilie, Fräulein Buchholz, Herr und Frau Gebhardt sowie Fräulein Lux. Bei Punsch und Pfannkuchen stießen wir auf ein glückliches Neues Jahr an. Hoffentlich bringt es den Frieden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen