21. Oktober 2017

April 1917



Letzte Seite des dritten Tagebuches meines Großvaters

Sonntag, 1. April
Auch heute wieder zu unserer Baustrecke bei Suzy gefahren. Wurden mit dem Permanent Gestänge fertig und bauten noch circa zwei Kilometer Doppelleitung (Kabel) ab. Durch den fast täglichen Regen sind die Strassen in einen ganz tollen Zustande. Dicht hinter Suzy blieben unsere beiden Autos stecken und nach mehrstündigen Bemühen hatten wir dieselben erst wieder flott und konnten nach Crepy zurückkehren.

Montag, 2. April
Mit meinem Zug nach Bucy les Cerny marschiert und dort angefangen eine Doppelleitung nach Cessières zu ziehen.

Dienstag, 3. April
Wieder zur gestrigen Baustrecke gewesen. Kam mit dem Ziehen der Leitung bis kurz vor die Station in Cessières.

Mittwoch, 4. April
Fuhr morgens nach Cessières, um dort das letzte Ende bis zur Station fertig zustellen. Danach zog ich bei Bucy les Cerny circa ein Kilometer Leitung bis zur Station. Mußten den ganzen Tag im Regen arbeiten und waren daher, als wir nach Hause kamen, bis auf die Haut naß.

Donnerstag, 5. April
Heute morgen war die Erde wieder mal mit Schnee bedeckt. Auch schneite es am Vormittag. Gegen Mittag löste sich alles, unter der Einwirkung der Sonne, in Wohlgefallen auf. Eine ganz scheußliche Arbeit in dem so entstandenen Schlamm zu arbeiten. War mit vier Mann beim Stangen fällen für eine neue Strecke nach Bucy les Cerny.

Freitag, 6. April
Karfreitag heute, doch von Feiertag ist nichts zu merken. Arbeiteten wie an jedem Tage. Glücklicherweise war das Wetter ziemlich gut.

Sonnabend, 7. April
Gestern war einmal ausnahmsweise schönes Wetter. Heute regnet es dafür, auch schneit es dazwischen durch, so daß also der schönste Matsch entsteht. Arbeiteten an der neuen Strecke nach Bucy les Cerny.

Sonntag, 8. April
Da heute Osterfest ist, hatten wir Dienstfrei. Das erste Mal, seitdem wir wieder im Felde sind. Da den ganzen Tag sehr schönes, warmes Wetter war, fuhr ich mit drei Unteroffizieren nachmittags nach Laon. Besahen uns die Stadt, sowie die sehr schöne Kathedrale, in welcher ein Kirchenkonzert stattfand, welchem wir beiwohnten. Nach Eintritt der Dunkelheit, fuhren wir auf unseren Rädern heim. Zu Mittag hatten wir vier Kaninchen, die meine Leute besorgt hatten.

Vue de la cathédrale de Laon Quelle: www.france-pittoresque.com/spip.php?article1483

Montag, 9. April
Am 2. Osterfeiertag wurde wieder gearbeitet. Leider war ziemlich schlechtes Wetter. Regen, Sonnenschein, Schnee und Hagel wechselten einander ab, in bunter Folge.

Dienstag, 10. April
Wurden mit unserer Strecke nach Bucy les Cerny heute fertig. Unteroffizier Tepper, der vom Urlaub kam, brachte meinen Photoapparat mit.

Mittwoch, 11. April
Mit zwei Mann ging ich nochmals unsere gestrige Baustrecke ab, um alles dort noch liegende Material einzusammeln.

Donnerstag, 12. April
Arbeiteten an einem Umgehungsgestänge am Nordrand Crepys. Arbeitszeit ist jetzt von 7:00 – ½ 12 und von 2:00 – 6:00 Uhr. Es soll nun auch nicht mehr truppweise, sondern für den ganzen Doppelzug gekocht werden. Auch so ein Einfall vom Leutnant, den er irgendwo aufgegriffen hat.

Freitag, 13. April
Setzte auf unser gestrigen Baustrecke die Anker. Bei gutem Wetter eine ganz angenehme Arbeit.

Sonnabend, 14. April
Arbeitete mit Albrecht zusammen an dem Gestänge nach Cuvron.

Sonntag, 15. April
Arbeiteten mit dem 1. Zuge zusammen, an den Gräben zur Verlegung des Erd- und Bleikabels, welches wegen der Fliegergefahr 2 Meter tief eingegraben wird.
Der Franzose beschießt jetzt Laon.

Montag, 16. April
Auch heute an den Kabelgräben gearbeitet.

Dienstag, 17. April
Bei Regenwetter arbeiteten auch heute beide Züge an den Kabelgräben.

Mittwoch, 18. April
Da der 1. Zug einen anderen Bauauftrag erhielt, arbeiteten wir (2. Zug), allein weiter an der Verlegung des Kabels. Leider war auch heute kaltes, regnerisches Wetter.

Donnerstag, 19. April
Das Wetter war heute wieder freundlicher, so daß das Arbeiten etwas mehr Spaß machte.

Freitag, 20. April
An den Kabelgräben gearbeitet.

Sonnabend, 21. April
An den Kabelgräben gearbeitet.
Zu Mittag gab es heute Klippfisch mit Pellkartoffeln. Letztere waren, da der Kochtopf ohne Hahn war und ein Wasserablassen daher unmöglich war, fast ganz zerkocht und bildeten eher ein Schweinefutter, als ein Essen für Menschen.

Sonntag, 22. April
Arbeiteten nur bis 1:00 Uhr mittags.
War abends mit Albrecht zusammen im Kino. Als wir zurück kamen, hörten wir zu unserem Erstaunen, daß die Trupps wieder allein kochen sollten.
Vom Trupp Luther hatten sich welche Kaninchen besorgt und wurden dabei von der Gendarmerie abgefaßt. Desgleichen auch Unteroffizier Lühring mit zwei Mann beim Kartoffelbesorgen. Das wird nun wieder eine Aufregung geben und wahrscheinlich vors Kriegsgericht kommen.

Montag, 23. April
Fingen heute mit dem Kabel legen vor der Station, quer über die Hauptstrasse, an.

Dienstag, 24. April
Die Überquerung der Strasse wurde heute fertig.

Mittwoch, 25. April
An der Kabeleinführung zur Station gearbeitet. Kaufte mir heute drei Kaninchen.

Donnerstag, 26. April
An den Kabelgräben gearbeitet.

Freitag, 27. April
Mit vier Mann ging ich zur Strecke Crepy – Bucy les Cerny und richtete dort die Stangen und Anker.

Ende Tagebuch drei



Departement Aisne
Die Orte, in denen meine Großvater im April 1917 war.


                                  



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