28. September 2014

Januar 1915

Offenbar passierte im Dezember 1914 und Januar 1915 für meinen Großvater nicht so viel, von anderen Fronten erfuhr er nur ab und an. Der Verlauf der ersten vier Kriegsjahre ist hier zusammengefasst.                                             Putzger Historischer Weltatlas, Velhagen und Klasing 1979

Freitag, 1. Januar
Hatte bis gegen Mittag auf ein paar Stühlen geschlafen. Dann ein paar Bier als Frühschoppen geleert, Mittag gegessen und nachmittags weiter gekneipt.

Sonnabend, 2. Januar
Morgens ritten Guse und ich nach Rudowken zum Holz holen. Der Wagen kam hinterher. Gegen Mittag waren wir wieder zurück. Nachmittags feierten wir in Guses Wohnung meinen Geburtstag bei einem Achtel Bier.

Dies war der 24te Geburtstag meines Großvaters und er ahnte nicht, dass er auch noch die drei nächsten Jahre im Krieg verbringen würde.


Sonntag, 3. Januar
Heute hat Lowien Geburtstag und feiern wir bei ihm. Während der Feier mußte Macziejewski zum Wachtmeister Rinnis kommen. Als er wiederkam, hatte er das Eiserne Kreuz desgleichen auch Eschmentz erhalten.

Montag, 4. Januar
Feiern heute das „Eiserne“ bei Macziejewski. Dolle Sauferei.

Dienstag, 5. Januar
Tante Emilien`s heutigen Geburtstag durch einen Schoppen Bier gedacht.

Mittwoch, 6. Januar
Vormittags Pferde bewegt, anschließend Frühschoppen bis 12. 00hr.

Donnerstag, 7. Januar
Heute ganz solide.

Freitag, 8. Januar
Ritten früh 8.00 Uhr nach Rudowken. Herrlich war es da im Walde, doch außerhalb desselben war es sehr ungemütlich, da der Wind uns den Schnee direkt ins Gesicht peitschte. Mittags kehrten wir zurück. Es taute jetzt und die Strassen sind fast unpassierbar.

Sonnabend, 9. Januar
Beim Frühschoppen im Deutschen Haus war eine Dame aus Rastenburg anwesend. Dieselbe fuhr nachmittags nach Rastenburg und will Sonntag wieder her kommen. Meines Erachtens aber fraglich. Abends kam Macziejewski`s Frau hier an

Sonntag, 10. Januar
Feierten nachmittags Schipporeit`s Geburtstag.

Montag, 11. Januar
Vormittags nach Holz gewesen. Holten dasselbe aus Lawken, von den Einwohnern, welche es aus dem Walde „gemopst“ hatten.
                                              
Dienstag, 12. Januar
Nachmittags zum Kaffee eingeladen. Statt um 4:00 Uhr kamen Guse und ich erst um ½ 6:00 Uhr dort an. Saßen so lange bei Salomon. Auf dem Postamt feierte einer der Postassistenten seinen Abschied und wurde feste Wein getrunken. Von heute ab Leutnant Hanisch Zugführer

Mittwoch, 13. Januar
Nachmittags beim Wachtmeister zum Kaffee eingeladen.
                                                                                                                     
Donnerstag, 14. Januar
Vormittags 9:00 Uhr Pferdeappell. Von jedem Trupp sollen jetzt drei Mann reiten lernen, von meinem Ahsmann, Nisch und Strutz, um eventuell später Unteroffiziersaspiranten zu sein. Nachmittags 2:00 Uhr das erste Mal Reiten.

Freitag, 15. Januar
Vormittags Reiten. In der Nacht bekam ich sehr starke Schmerzen in der rechten Hüfte, das wiederholte sich gegen Morgen. Frau Homm kochte mir gleich etwas Tee.

Sonnabend, 16 . Januar
Lag heute den ganzen Tag krank im Bett. Der Arzt konnte nicht feststellen was es sei.

Sonntag, 17. Januar
Bin heute wieder einigermaßen auf dem Posten. Abends kam Frau Schmidt wieder zu Besuch.

Montag, 18. Januar
Leutnant Hanisch hat jetzt allen möglichen Dienst ansetzen lassen. Nachmittags das erste Mal Exerzieren.

Dienstag, 19. Januar
Vormittags zum Reiten der Telegraphisten gewesen. 11:00 Uhr Waffenappell. Nachmittags Pferdeimpfen.

Mittwoch, 20. Januar
Vormittags Wagen mit Schlittenkufen anprobiert. Ich mußte mit Jungdeutschland bauen. Nachmittags Baden im Gefängnis.

Donnerstag, 21. Januar
Kein Eintrag.

Freitag, 22. Januar
Kein Eintrag.

Sonnabend, 23. Januar
Kein Eintrag.

Sonntag, 24. Januar
Nachmittags ritten wir nach Orlen (5 Mann) Vizewachtmeister Evers hatte ein Achtel Bier da, dieses wurde geleert und noch 1 ½ Liter Rum dazu. Als wir abends gegen 6:00 Uhr abritten, waren alle ziemlich selig. Macziejewski stürzte vom Pferd. Guse und ich ritten nun los, um das Pferd einzufangen, was uns hinter Glonibowen gelang.
Dann nach Orlen zurück. Nachdem alles wieder im Sattel war, ging es in einem ganz blödsinnigen Galopp nach Rhein. Es ist wirklich ein Wunder, dass hierbei nichts passierte. Abends waren wir noch am Bahnhof. Matsch (Macziejewski) war ziemlich blau und ich hatte Mühe ihn nach Hause zu bringen.

Montag, 25. Januar
Morgen sollen zehn Mann und zwei Unteroffiziere nach Lötzen gehen, zur Ausbildung eines Fernsprechzuges. Feierten deshalb am Abend etwas Abschied.

Dienstag, 26. Januar
Vormittags ritten wir mit den Telegraphisten nach Glombowen und zurück.
Um ½ 11.00 Uhr fuhr ich mit den nach Lötzen Abkommandierten nach Stürlack, von wo diese mit der Bahn weiterfuhren. Gegen 3:00 Uhr war ich wieder in Rhein.

Mittwoch, 27. Januar
Vormittags Kirchgang zum Geburtstag von S. M. = Seiner Majestät. Danach Antreten vor der Kirche Ausbringen von drei Hurras. Abends besuchten wir verschiedene Lokale und endigten auf dem Bahnhof. Bis 12:00 Uhr war heute Polizeistunde. Um 11:00 Uhr nachts Parademarsch und Umzug zur Windmühle, an deren Flügel bald alle hochkletterten. 

 
Kaiser Wilhelm II wurde am 27. Januar 1859 in Berlin geboren. "Kaisers Geburtstag" war ein Feiertag im Deutschen Kaiserreich. Link zum Film

Donnerstag, 28. Januar
Vormittags zum Reiten.

Freitag, 29. Januar
Vormittags Reiten. Saßen nachmittags bei Guse oben, gingen dann zur Conditorei.
Hatten hier Krach mit einem Wachtmeister vom Train. Der Ortskommandant ließ etliche Mann hier einsperren und das Lokal schliessen. Leutnant Hanisch heute zum Oberleutnant befördert.

Sonnabend, 30. Januar
Vormittags ritten wir aus. Über Hermannavolla nach Rudowken und zurück über Lawken nach Rhein. Nachmittags ½ 3 Uhr, das zweite Mal Impfen gegen Typhus.
Sollten kein Bier u.s.w. trinken, gingen aber doch. Erst nach dem Bahnhof und zuletzt zum Deutschen Haus, Wieder ziemlich dolle Sauferei.

Sonntag, 31. Januar
Nachmittags ritten Knigge und Guse nach Orlen, ich zog es aber vor hier zu bleiben.
Abends wieder am Bahnhof gewesen.

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