21. Juni 2015

Oktober 1915

Sorgfältig notierte mein Großvater die erhaltenen Pakete. Im Oktober 1915 kommt ein weiteres hinzu.

Selbst schrieb er auch regelmäßig, diese nicht verwendete Briefmarke ist im Tagebuch erhalten geblieben.


Freitag, 1. Oktober
Marsch über Gradi – Walathuny nach Michalischki. Besichtigten die verbrannte und zerstörte Kirche, u.a. die Gruft, in welcher die alten Särge alle aufgebrochen waren.

Sonnabend, 2. Oktober
Marsch über Bujki – Daunile nach Strunojcie.

Sonntag, 3. Oktober
Marsch von Strunojcie nach Swenzjany, einem ziemlich sauberen Städtchen, wo es auch etwas zu kaufen gab.

Montag, 4. Oktober
Vormittags Abmarsch in nördlicher Richtung und gleichzeitig Bau. Hatten zusammen über 5 km gebaut, als die Division eine andere Marschrichtung erhielt. Wir machten zurück nach Swenzjany und von hier in östlicher Richtung über Medsjuschany nach Dankschischki. Gebaut 2,5 km.

Dienstag, 5. Oktober
Früh 5:00 Abmarsch über Rojazischky nach Guntowniki. Von hier Bau nach Tweretsch und weiter zum Divisionsquartier nach Ostrowez. Langten hier ziemlich spät und müde an. Gebaut 13,5 km.

Mittwoch 6. Oktober
Vormittags die Leitung nach Tweretsch hochgelegt.

Donnerstag, 7. Oktober
In Ostrowez.

Freitag, 8. Oktober
Der Divisionsstab verlegt heute sein Quartier nach Pudisne.

Sonnabend, 9. Oktober
Erhielten heute wieder nach langer Zeit Post. Alles schon 14 Tage unterwegens.

Sonntag, 10. Oktober
Vormittags spazieren geritten nach Tweretsch. Bekam nachmittags starken Schüttelfrost und mußte mich ins „Bett“ legen.

Montag, 11. Oktober
Lag heute den ganzen Tag lang.

Dienstag, 12. Oktober
Heute wieder aufgestanden, fühlte mich jedoch noch ziemlich matt.

Mittwoch, 13. Oktober
Wollte heute Nachmittag am nahen Fluß eine Kahnpartie machen, hatte dabei aber Pech und fiel ins Wasser, da der Kahn undicht war und voll lief. Im Quartier mußte ich mich vollkommen umziehen.

Donnerstag, 14. Oktober
Nachmittags die Leitung nach Widsy abgebaut und weiter marschiert über Redsjuny nach Pruta. Abgebaut 7 km.

Freitag, 15. Oktober
Marsch über Rimschany nach Smolwy. Hatten unterwegs einen feindlichen Fliegerangriff. Drei Bomben wurden geworfen, welche sehr weit von uns entfernt niedergingen. Von Smolwy erst in östlicher Richtung auf Berkhof dem Trupp Golding 4 km entgegengebaut. Hernach von Smolwy in nordwestlicher Richtung noch 4 km gebaut. Kehrten erst nach 12.00 nachmittags ins Quartier. Gebaut 8 km.

Sonnabend, 16. Oktober
Blieben heute in Smolwy.

Sonntag, 17. Oktober
Vormittags 4 km abgebaut in Richtung Nowo-Alepandrowsk. Marschierten dann dorthin, empfingen etwas Baugerät und marschierten über Tschepulischki bis kurz vor Bikuny. Dort in einem leerstehenden Gehöft übernachtet. Abgebaut 4 km.

Montag, 18. Oktober
Marsch über Rautensen nach Annenhof.

Dienstag, 19. Oktober
Blieben heute in Annenhof.

Mittwoch, 20. Oktober
Mußten heute zum Generalkommando des I. Reservekorps nach Komarischky bauen. Kehrten dann nach Annenhof zurück. Gebaut 5 km.

Donnerstag, 21. Oktober
Blieben heute in Annenhof.

Freitag, 22. Oktober
Sollten heute erst abrücken, blieben aber doch noch in Annenhof.

Sonnabend, 23. Oktober
Früh 6:00 abgerückt nach Pilitischki. Hier stand ich mit meinem Trupp verwendungsbereit bis zum Nachmittag. Der gut 3 km entfernte Schlossberg wurde mit Artillerie sehr stark beschossen, auch 42 cm und dann später gestürmt. Nachmittags rückt ich dann nach Pury und baute von hier nach Datscha-Satischje, einem Schloß, welches durch die Beschießung sehr stark gelitten hatte.
Mußten dann in der Nacht noch nach Illukhst bauen, von wo wir gegen 11:00 nach Datscha zurückkehrten. In Pilischki das erste Mal einen Luftkampf beobachtet. Ein russischer, drei deutsche Flieger. 
Gebaut 5 km.

Sonntag, 24. Oktober
Blieben in Datscha-Satischje. Der Russe funkte öfters her, doch immer zu kurz. Das Schlachtfeld sieht ziemlich wüst aus, ein scharfer Kampf hat hier stattgefunden, viele Gefallene liegen umher.

Montag, 25. Oktober
In Datscha-Satischje.

Dienstag, 26. Oktober
In Datscha-Satischje.

Mittwoch, 27. Oktober
Heute ist der erste Schnee gefallen, zwar sehr wenig, aber es ist doch alles weiß bedeckt. Ritt früh nach Schury zum Lebensmittelempfang.

Donnerstag, 28. Oktober
Es scheint jetzt so, als ob wir hier wieder herausgezogen werden.

Freitag, 29. Oktober
Noch in Datscha-Satischje.

Sonnabend, 30. Oktober
Bauten vormittags 9:00 die Leitung nach Puri ab und marschierten dann über Gekeli – Altgrünwald – Neugrünwald nach Charlottenhof. Ein sehr beschwerlicher Marsch auf den schlechten Wegen. Blieben öfters stecken. Trupp Chudziak holte uns erst ein, hatte aber dann das gleiche Schicksal. Gegenseitig mussten wir uns heraushelfen. Spät abends kamen wir dann in Charlottenhof an.

Sonntag, 31. Oktober
Vormittags auf dem 2 km entfernten Gefechtsstand der Division (Höhe 180) Station übernommen.

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