12. Juli 2015

November 1915

Ob mein Großvater sich 1913 hatte vorstellen können, wie der Krieg verläuft? Entweder es geschah gar nichts oder sei waren mitten im Gefecht - so jedenfalls im November 1915.



Montag, 1. November
In Charlottenhof.

Dienstag, 2. November
In Charlottenhof.

Mittwoch, 3. November
In Charlottenhof.

Donnerstag, 4. November
In Charlottenhof.

Freitag, 5. November
In Charlottenhof.

Sonnabend, 6. November
In Charlottenhof.

Sonntag, 7. November
Es heißt, dass es jetzt wieder Urlaub geben soll.

Montag, 8. November
Schneller wie erwartet kam der Urlaub. Zehn Mann von unserem Zug können einreichen. Station „Höhe 180“ heute aufgehoben.

Dienstag, 9. November
Heute früh gingen die Urlauber los. Von der Grenze an haben sie 14 Tage Urlaub.

Mittwoch, 10. November
In Charlottenhof.

Donnerstag, 11. November
In Charlottenhof.

Freitag, 12. November
In Charlottenhof.

Sonnabend, 13. November
Die Division geht wieder nach Annenhof. Ich soll morgen früh schon nach dort abrücken.

Sonntag, 14. November
Früh 8:00 marschierte ich mit meinem Trupp los. Gleich anfangs schon stecken bleibend, kamen wir doch glücklich bis nach Alt-Grünwald. Da hier die Straße über eine Höhe führt, die der Russe beobachten kann und beschießt, mussten wir seitwärts fahren. Kamen, da es ziemlich sumpfig war, nur bis zur Hälfte und blieben stecken. Dies war kurz nach 10:00. Nach 2stündigem vergeblichen Bemühen, den Wagen wieder flott zu machen, protzten wir ihn endlich ab. Wollten gerade mit dem Vorderwagen weiter fahren, als der Russe die ersten Mittagsgrüße sandte. Doch kam alles zu kurz oder zu viel seitwärts. Etliche Schrappnells platzten über uns, aber zu hoch. Als der Vorderwagen heraus war, wollten wir den Hinterwagen holen. Der Russe schoß immer wieder, drei Geschütze feuerten. Eine Gruppe platzte direkt neben uns, die dritte sauste über uns hinweg und schlug vier Meter neben uns ein, richtete glücklicherweise auch keinen Schaden an. Nachdem wir alles entladen hatten, bekamen wir den Hinterwagen endlich hinaus und schafften ihn mit vieler Mühe zur Vorderprotze. Nun der Marsch weiter über Schödern 1 km, dahinter blieben wir wieder stecken. Der Vorderwagen war bald den Berg hinaufgeschafft. Den Hinterwagen konnten wir trotz allen Bemühungen nicht weiterbringen. Die Pferde konnten nicht mehr. So standen nun die beiden Protzen ca. 150 m voneinander entfernt und auf jeder Protze saßen 2 Telegraphisten die Nacht über. Mit den Pferden ging ich zurück nach Schödern und konnte sie hier noch in einer offenen Scheune unterstellen. Wenn auch der Wind stark durchpfiff, so waren wir doch gegen den feinen Regen etwas geschützt und schliefen, nachdem wir uns nach 12:00 endlich hinlegen konnten, etwas ein.

Montag, 15. November
Früh waren wir wieder auf den Beinen, ganz verfroren und steif. Nach vielen Mühen wurde der Wagen wieder zusammen gebracht. Der Leutnant, welcher auch kam, machte noch eine Aufnahme. Bis kurz vor Bhf Jelowka kamen wir mit Vorspann eines anderen Truppenteils. Hier besorgten wir uns einen Panjewagen und wollten mit etwas Gepäck nach Annenhof fahren. 2 Mann blieben beim Wagen und mit den anderen machte ich weiter. Aber wir kamen bloß über die Bahn, die Pferde konnten selbst diesen leichten Wagen nicht durch den Modder ziehen. In einem nahen Hause quartierten wir uns ein. Während ich noch nach Annenhof ritt, um dem Leutnant dies zu melden.

Dienstag, 16. November
Morgens ging es weiter. Es war etwas gefroren und so konnten wir wenigstens durchkommen und Annenhof erreichen. Der Leutnant besorgte andere Pferde und ließ unseren Wagen nachholen.

Mittwoch, 17. November
Sollte heute Leitung bauen, doch war es nachher nicht nötig.

Donnerstag, 18. November
Baute 2 Leitungen nach Lahsen. Die eine sollte nach Pastorat, die andere nach Schönern durchgeschaltet werden. Gebaut 7,5 km.

Freitag, 19. November
Die Division soll wieder fortkommen nach Komarischki, wohin ich morgen schon rücken soll.

Sonnabend, 20. November
Marschierten früh nach Komarischki ab, blieben etliche Male stecken und brauchten sehr viel Zeit für die 4 km. In Komarischki musste die Station umgelegt werden und hatten wir bis in die Nacht zu tun.

Sonntag, 21. November
Heute kam der Divisionsstab nach Komarischki und gab es deshalb genug Arbeit, da überall Teilnehmer gebaut werden sollen.

Montag, 22. November
Hatten heute noch mit dem Umbau der Station zu tun.

Dienstag, 23. November
Heute konnten wir endlich beigehen, unser Quartier in Ordnung zu bringen.

Mittwoch, 24. November
In unserem Quartier Betten gebaut.

Donnerstag, 25. November
Haben noch in unserem Quartier zu tun, sonst geht aber schon alles täglich den gleichen Gang.

Freitag, 26. November
Nichts Besonderes.

Sonnabend, 27. November
Nichts Besonderes.

Sonntag, 28. November
Heute abend war Gottesdienst, der ganze Divisionsstab nahm daran teil.

Montag, 29. November
Die Urlauber kommen heute zurück, außer Warkall und Podschny.

Dienstag, 30. November
Heute trifft auch Warkall ein. Morgen soll nun der neue Schub abfahren.

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