Weihnachten 1916 in Komarischki. Fritz Schilling in der Mitte des Tisches. |
Montag, 4. Dezember
Vormittags ging es nun zur Bahn, um wieder
nach Rußland abzudampfen. Mutter und Els’chen kamen mit zur Bahn.
Dienstag, 5. Dezember
Mittags nach 1:00 Uhr glücklich in Jelowka
angekommen, blieb ich einige Zeit bei Mielke, um dann nach Komarischki zu
reiten.
Mittwoch, 6. Dezember
Heute Vormittag ging es gleich wieder mal
nach dem Stinkraum in Kowenka, Gasmasken ausprobieren.
Donnerstag, 7. Dezember
Nichts Besonderes.
Freitag, 8. Dezember
Mittags 1:00 Uhr zeigte sich Rauch im Stall
vom Vorratswagen. Wir konnten gerade noch die Pferde in Sicherheit bringen, als
die Flammen herausschlugen. Bald stand der ganze Stall in Flammen. Wir mußten
uns nun darauf beschränken, unser Wohnhaus zu retten, was auch mit äußerster
Mühe gelang. Bis zum späten Abend hatten wir reichlich zu tun und die ganze
Nacht noch Wachen zu stellen.
Sonnabend, 9. Dezember
Hatten heute mit den Aufräumungsarbeiten zu
tun.
Sonntag, 10. Dezember
Der General feierte seinen Geburtstag. Gleich
zwei Kapellen mußten dazu herkommen.
Montag, 11. Dezember
Ritt vormittags nach Laßen, von hier am
Gestänge entlang über Lowieden hinaus, bis zu den Ortsunterkünften der
Proviantkolonne 6 und der Fuhrparkkolonne 6, wo von uns welche beim Leitungsbau
waren. Kehrte dann über Witkuschki – Aschaschuli zurück.
Dienstag, 12. Dezember
Heute ist die Postsperre wieder zu Ende. Kann
also endlich nach Hause schreiben, wie ich vom Urlaub angekommen bin.
Mittwoch, 13. Dezember
Heute Abend kam die Nachricht vom deutschen
Friedensangebot durch. Allerdings noch keine genauen Angaben, sodaß die Urteile
darüber sehr verschieden sind.
Die Welt: Als das Deutsche Reich der Welt den Frieden anbot
Die Welt: Als das Deutsche Reich der Welt den Frieden anbot
Donnerstag, 14. Dezember
Die heutigen Nachrichten über das
Friedensangebot und die Mitteilungen des Reichskanzlers im Reichstage, lösen
sehr verschiedene Ansichten aus. Während wohl alle erfreut wären, falls die
Vorschläge zur Annahme gelangten, herrschen doch fast überall starke Zweifel,
daß dies der Fall sein wird. Alle sind aber der Meinung, daß bei Ablehnung des
Deutschen Friedenangebotes, der Krieg mit verdoppelter Energie und Erbitterung
weitergeführt würde, bis zum siegreichen Ende.
Freitag, 15. Dezember
Es wird von Frieden gesprochen, die Blätter
bringen alle möglichen Meldungen, aber genaues weiß doch keiner.
Sonnabend, 16. Dezember
Heute Morgen begann der Russe mit einemmal
Jelowka zu beschießen. Alles war erstaunt, da er bis hierher noch nie gereicht
hatte. Überall streute er, traf aber den Ort selbst nicht. Auch der angerichtete
Schaden ist fast unbedeutend. Uns hatte er zwar eine Menge Leitungen
zerschossen, am Kleinbahnhof Schödern traf er den Wasserturm und ein paar
Gleise, alles Sachen, die bald wieder in Ordnung sind. Die Beschießung dauerte
bis zum Abend.
Sonntag, 17. Dezember
Heute früh mit fünf Mann nach Jelowka, um
dort beim Leitungsreparieren zu helfen. Hatten am Kleinbahnhof Schödern bis zur
Starkstromzentral ziemlich viel zu tun, da bis hierher der Russe mit Granaten
von 32 cm Durchmesser geschossen hatte. Bald Loch neben Loch und doch nur eine,
die etwas getroffen hatte. Den Wasserturm nämlich beschädigt und zwei
Kleinbahnlokomotiven umgekippt. Von der einen wurde der Tender, welcher 2700 kg
wiegt, über 70 Meter weit geschleudert. Die Drehgestelle davon sogar bis über
100 Meter. Kehrten bei Dunkelheit nach Komarischki zurück.
Montag, 18. Dezember
Vier Mann mußten wieder nach Jelowka, sollen
einige Tage dort bleiben.
Dienstag, 19. Dezember
Von heute ab sind die Unteroffiziere auch zum
Stationsdienst eingeteilt, täglich acht Stunden.
Mittwoch, 20. Dezember
Fuhr vormittags nach Jelowka und empfing
vierzehn Schneeschuhausrüstungen. Gab diesmal alles komplett, Stiefel,
Gamaschen usw.
Donnerstag, 21. Dezember
Heute bekam der Russe allerlei Zunder. Ein
kleiner Angriff wurde vom Infanterie Regiment 44 gemacht. Mit einem
Maschinengewehr und einigen Gefangenen kehrten unsere in ihren Graben zurück.
Nachmittags lief ich mit Leutnant Gooßens Schneeschuh.
Freitag, 22. Dezember
War heute den ganzen Tag nicht auf den Posten.
Habe mich etwas erkältet und legte mich zeitig ins Bett.
Sonnabend, 23. Dezember
Lag den ganzen Tag im Bett. Erst gegen Abend
stand ich für ein Weilchen auf.
Sonntag, 24. Dezember
Bin heute so leidlich auf den Posten.
Nachmittags war beim Stab Weihnachtsfeier. Alles mußte erscheinen. Oberleutnant
von der Lanken hielt eine kurze Ansprache, worauf der General kurz erwiderte.
Dann erhielt jeder ein Liebesgabenpaket und einen Weihnachtsstollen.
Montag, 25. Dezember
Nachmittags war Gottesdienst. Pfarrer Nell
hielt die Predigt, die wohl niemanden gefiel.
Dienstag, 26. Dezember
Greulich sollte heute auf Urlaub fahren,
wurde aber nichts daraus.
Mittwoch, 27. Dezember
Früh meldete ich mich krank, da ich an der
rechten Hand eine Nagel- und Hautentzündung habe. Greulich konnte heute auf
Urlaub fahren. Nachmittags kam mit einemmal ein Divisionsbefehl, daß der Urlaub
wegen Wagenmangel gesperrt ist. Greulich konnte gerade noch so abhauen.
Gleichzeitig taucht auch das Gerücht auf, daß unsere Division fort kommt.
Donnerstag, 28. Dezember
Es wird jetzt schon fleißig mit den
Vorbereitungen begonnen, um abgelöst zu werden.
Freitag, 29. Dezember
Nach dem Abendessen wurde mir heute so
schlecht, bekam Aufstoßen, Kopfschmerzen und Fieber. Wahrscheinlich von drei
genossenen Eiern. An der linken Hand bekam ich auch eine Entzündung, nun sind
beide Hände im Verband
Sonnabend, 30. Dezember
Mußte heute, da ich fieberte, ins Revier
hinüber ziehen. Angenehme Aussicht, über Sylvester im Bett liegen zu können.
Sonntag, 31. Dezember
Lag tagsüber im Bett. Fühlte mich ganz wohl
und stand abends auf, um im Kreise meines Trupps, das neue Jahr zu begrüßen.
Hatten uns etliche Flaschen Punsch gekauft und kneipten zum Teil, bis zum
frühen Morgen.
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