14. September 2014

Dezember 1914

Heutiges Foto der Stadt Ryn (Rhein), zwischen dem Jezioro Olow (Ollofsee) und dem Jezioro Rynskie (Rheiner See) gelegen. Hier verbrachte mein Großvater den Dezember 1914, untergebracht bei der "Witwe Homm in der Lötzener Straße 36". www.skyscrapercity.com

Dienstag, 1. Dezember
Dienst habe ich heute als Ordonnanz. Nachmittags waren wir wieder am Bahnhof zum Schoppen Bier. Leider konnte ich nicht lange dableiben. Als die anderen am Abend zurück kamen, waren sie ziemlich angeheitert. Es ist jetzt wieder Tauwetter eingetreten. Auf den Straßen also wieder der schönste Schmutz.

Mittwoch, 2. Dezember
Immer noch Tauwetter. Heute empfingen wir Liebesgaben. Ein Hemd, eine Unterhose, ein Kopfschützer, eine sweaterähnliche Unterjacke, ein paar Pulswärmer, eine Leibbinde und 5 Zigarren. Nachmittags 12:00 - 6:00 hatte ich Stationsdienst.

Donnerstag, 3. Dezember
Bin heute dienstfrei. Nichts Besonderes.

Freitag, 4. Dezember
Vormittags 6:00 – 10 ½ Stationsdienst.

Sonnabend, 5. Dezember
Vormittags ½ 11:00 - 3:00 Stationsdienst. Heute ist wieder Frostwetter eingetreten.

Sonntag, 5. Dezember
Gingen vormittags zur Kirche. Abends hatte ich Stationsdienst von ½ 8:00 - 12:00, jedoch vertrat mich Latt und ich ging mit den anderen zum Bahnhof, wo wir gemütlich bis nach 12:00 saßen.

Montag, 7. Dezember
Heute Ordonnanz. Es regnet allerdings ziemlich fein. Empfingen heute Weihnachtsliebesgaben. Ich erhielt Ohrenschützer, Leibbinde, Taschentuch, Kekse, Schokolade.

Dienstag, 8. Dezember
Vormittags 6:00 - 10 ½ Stationsdienst.

Mittwoch, 9. Dezember
10 ½  -  3:00 Stationsdienst. Erhielt heute Post von Zelders und von Schumanns (Göritz).

Donnerstag, 10. Dezember
Nachmittags 6:00 - 11:00 Stationsdienst. Heute die ersten Weihnachtspäckchen erhalten. Eins von Bürgers, zwei von Herrn Müller und eins von Lehmanns.

Freitag, 11. Dezember
Heute Ordonnanz. Heute kam auch noch von M. Bürger ein Weihnachtspäckchen an. Am Abend in ein neues Quartier gezogen bei Witwe Homm, Lötzener Straße 36. Erhielten die Mitteilung, dass um 9:00 Zapfenstreich ist.

Sonnabend, 12. Dezember
Wollte gar nicht aufstehen heute, so schön lag es sich nach langer Zeit wieder in einem Bett. Um 8:00 sollte mein Dienst beginnen. Doch um ¼ 9 weckte mich Frau Homm erst. Während ich an den vorherigen Tagen stets sehr früh wach war. Dienst habe ich bis nachmittags 1:00.

Sonntag, 13. Dezember
Ein schöner Tag heute, Sonnenschein. Nachmittags 1:00 - 6:00 Dienst. Mittags spielte die Kapelle des 45. Infanterieregiments.

Montag, 14. Dezember
Abends 6:00 - 11:00 Dienst. Heute wieder gebadet.

Dienstag, 15. Dezember
Heute Ordonnanzdienst. Erhielt von Elschens Klasse ein Paket. Desgleichen vom Verein und Lentz.

Mittwoch, 16. Dezember
Vormittags 8:00 - 1:00 Dienst. Abends erhielt ich Post von Tante Emilie. Zigarren und eine Karte von Bürgers, worin mir mitgeteilt wurde, dass Walther am 15. nach Frankfurt eingezogen ist und Kurt Bürger am 7. nach Kalesch.

Donnerstag, 17. Dezember
Nachmittags 1:00 - 6:00 Dienst. Erhielt heute Weihnachtspakete. Drei von Tante Emilie und Fräulein Buchholz, eins von Mutter und eins von Siemens.

Freitag, 18. Dezember
Abends 6:00 - 11:00 Stationsdienst.

Sonnabend, 19. Dezember
Nichts Besonderes.

Sonntag, 20. Dezember
Heute wieder Ordonnanz. Nachmittags teilte mir der Wachtmeister Knigge mit, dass ich mit dem morgigen Tage zum Unteroffizier befördert bin. Abends gleich am Bahnhof etwas gefeiert.

Montag, 21. Dezember
Übernehme heute den Trupp Guse. Dieser übernimmt den früheren Trupp Holstein.

Dienstag, 22. Dezember
Heute Vormittag ritten wir aus, Gänse einkaufen in Lawken. Bei einem Galopp stürzte mein Pferd und beide lagen wir im Schmutz. Glücklicherweise war loser Boden, etwas mit Schnee bedeckt, so dass nichts passierte.

Mittwoch, 23. Dezember
Nachmittags wurden wir gegen Cholera geimpft. 

Weihnachten 1914 im Tagebuch


Donnerstag, 24. Dezember
Mittags begannen schon die Weihnachtsvorbereitungen. Am Bahnhof wurde gefeiert. Jeder erhielt ein paar Handschuhe, Zigarren, Zigaretten usw. Und noch ein Geschenk für die pro Mann zur Verfügung gestellten 1,90 Mark. Bis 10:00 dauerte die Feier. Dann saßen wir bei Latt in der Wohnung bis nach 12:00, um mit schweren Kopf dann schlafen zu gehen. Guse seine Mutter heute angekommen.

Freitag, 25. Dezember
Mit Siebert erst einen kleinen Frühschoppen genossen. Dann zum Mittag tadellosen Gänsebraten gehabt. Und abends wieder am Bahnhof g-trunken.

Sonnabend, 26. Dezember
Kneipen etwas, sonst nichts Neues.

Sonntag, 27. Dezember
Nichts Neues.


Montag, 28. Dezember
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Dienstag, 29. Dezember
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Mittwoch, 30. Dezember
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Donnerstag, 31. Dezember
Heute wollten wir Holz holen. Ritt mit Guse nach Alt-Kudowken und holte die Bescheinigung. Holz wollen wir erst übermorgen holen. Zur Sylvesterfeier empfingen wir pro Mann einen halben Liter Arrac. Gefeiert wurde bei Guse. Pfannkuchen und Punsch war auch da. Und in ziemlich seliger Stimmung gingen wir morgens 1/2 2:00 nach der Post sowie zur Wohnung von Macziejewsky. Gegen 4:00 langten wir wieder in Guses Wohnung an.

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