6. November 2014

März 1915

Der Kalender im ersten Tagebuch, in dem jeder Tag abgestrichen wurde.


Montag, 1. März 1915
Früh 5.00 Uhr Leitungspatrouille nach Dulkow – Tjiska. Vormittags noch einmal.
Nachmittags nachdem Schmidt und Faltin wieder hier waren, fuhr ich mit Pigard nach Skiblewo Lebensmittel holen. Trupp Guse hatte aus dem Walde sehr viel Russenkabel und Apparate geholt. Abends mußte alles anschirren und alarmbereit sein, da die Russen bei Lipsk durchbrechen wollten. Wurden aber durch schnell hinzugezogene Verstärkung abgeschlagen. Abends nach 11:00 Uhr wieder Leitungspatrouille.

Dienstag, 2. März
Heute verhältnismäßig alles ruhig, Leitungspatrouillen waren zwar wieder, aber nicht von langer Dauer. Nachmittags schlug eine Granate ins Haus gegenüber, tötete eine Frau und verletzte einen Jungen.

Mittwoch, 3. März
Morgens sehr früh geweckt. Die Russen wollten durchbrechen bei Vorwerk Rogoczin, hatten auch schon eine Batterie von uns, die ihnen aber gleich wieder abgenommen wurde. Auch 1000 Gefangene ließen sie in unserer Hand.
Die Leitung nach Infanterie Regiment 33 war zum Unglück den ganzen Morgen fast zerstört und konnte unser Leitungstrupp wegen des starken Granatfeuers nicht durchkommen. Nachmittags war ich in Stieblowo und holte Lebensmittel.

Donnerstag, 4. März
Heute wieder etwas ruhiger. Die Russen haben ihre bestimmten Stunden, wo sie uns beschießen. Jeden Augenblick kommt dann so ein Ding angebrummt.

Freitag, 5. März
Vormittags 9:00 Uhr erhielt ich den Befehl nachmittags 4:00 Uhr die Leitung nach Kurjanki abzubauen. Konnte aber erst etwas später anfangen, da wir wieder sehr stark beschossen wurden. Der Abbau mit drei Mann war ziemlich langweilig und beschwerlich. In Lipsk kamen dann die anderen vom Trupp dazu, nun ging es zur Chaussee nach Augustowo. Hatten bald die anderen Trupps eingeholt und fuhren mit denen.

Sonnabend, 6. März
Sind circa 6 km noch von Augustowo entfernt, als angefangen wird Trab zu fahren.
Mein Stangenfahrer Maruck läuft neben dem Wagen, bleibt dabei zurück und plötzlich liegt der Wagen im Chausseegraben und schlägt um dabei, den Protzwagen zerbrechend. Glücklicherweise wurde keiner von den Mannschaften verletzt. Den Wagen mit Draht zusammengebunden, langten wir gegen 8:00 Uhr vormittags in Augustowo an. Hatten hier den Tag über einigermaßen Ruhe.

Sonntag, 7. März
Früh 6:00 Uhr sollten wir marschbereit sein. Nachmittags 1:00 Uhr rückte ich und Trupp Czimmeck ab. Jeden Augenblick hielt die Kolonne und abends gegen 6:00 Uhr langten wir in Barglow an, blieben hier im Quartier.

Montag, 8. März
Reparieren heute Apparate, sonst nichts Neues.

Dienstag, 9. März
Habe heute noch Apparate zu reparieren.

Fouragieren: Verpflegung für die Truppe / Futter für die Pferde holen (Duden) 
Mittwoch, 10. März
Vormittags mußte ich zum Fouragieren fahren nach Borzimmen. Gleich beim Überschreiten der Grenze, konnte man sehen, wie die Russen in Deutschland gehaust hatten. In Borzimmen war fast kein Haus ganz geblieben. Bei der Rückkehr noch bei Trupp Guse in Pomiany gehalten. Kam gegen 3:00 Uhr wieder in Barglow an. Trupp Czimmeck war zum Bau abgerückt und kehrte abends um 11:00 Uhr erst wieder. Ich sollte auch erst sofort wegreiten, eine Umschaltstation zu bauen, jedoch ritt dann der Wachtmeister.



www.ostpreussen.net
Auf diesen Postkarten kann man erahnen, wie mein Großvater Borzimmen (später Borschimmen, heute Borzymy) erlebte. www.ostpreussen.net 















Donnerstag, 11. März
Stationsbesetzung in Barglow.

Freitag, 12. März
Früh 4:00 Uhr Abmarsch über Borsuki nach Ruitobrzegi. Mußten hier um 6:00 Uhr zum Bau bereitstehen. Die Division wollte um diese Zeit angreifen. Da die Russen jedoch stark zurückgegangen waren, erhielten wir 12:00 Uhr mittags den Befehl nach Barglow zurückzukehren. Waren um 2:00 Uhr wieder dort.

Sonnabend, 13. März
Stationsbesetzung in Barglow.

Sonntag, 14. März
Vormittags ½ 8 Uhr Abbau der Leitung nach Zrobki, dann Marsch über Lolistowka nach Barszcze, hier Versammlung des Zuges. Marsch über Raygrod nach Lybba. 
Ankunft gegen 5:00 Uhr abends. Einige Leute konnten nach Lyck gehen und dort einige Einkäufe machen. Auch Postsachen gab es heute.

Montag, 15. März
Blieben heute in Lybba. Nachmittags nach Lyck gegangen. Erhielten Löhnung und Beutegelder. Mannschaft 11,00 Mark, Unteroffiziere 16,50 Mark.

Dienstag, 16. März
Vormittags ½ 9 Uhr Abmarsch nach Neuendorf. Hier Verladen der Wagen und Fahrt Johannisburg – Ortelsburg nach Willenberg. Die Unteroffiziere hatten ein Koupee im D-Zugwagen 2. Klasse erhalten und so fuhren wir ganz gemütlich, während draußen ein schauderhaftes Wetter war. 

Mittwoch, 17. März
Früh ½ 6 Uhr Abmarsch über Flammberg (traf hier mit Kneip, Tschauter und Krause, vom 1. Reserve Korps, zusammen. Ersterer fuhr gerade auf 14 Tage Urlaub nach Berlin), überschritten die russische Grenze nach Chorzele. Von hier mit Trupp Czimmeck weiter nach Rachnjka. Hier besetzte ich Station. Der Divisions Stab, welcher erst hier bleiben wollte, rückte weiter nach Olzewka.
     
Donnerstag, 18. März
In Rachnjka Stationsbesetzung.

Freitag, 19. März
Nachts war die Leitung nach Chorzele gestört. Leitungstrupp ging morgens ½ 6 Uhr los.

Sonnabend, 20. März
In Rachnjka. Nichts Besonderes.

Sonntag, 21. März
Heute Frühlingsanfang. Ist auch tatsächlich herrliches Wetter. Nur die Straßen verwandeln sich infolge der Einwirkung der Sonne in den schönsten Morast.

Montag, 22. März
Ging nachmittags mit zwei Mann die Leitung hochlegen nach Chorzele. Das ganze Sumpfland war schon aufgeweicht und so mussten wir sehr oft durchs Wasser gehen. Öfter auch dabei in tiefe Löcher geratend. Erhielt heute endlich einen Haufen alter Postsachen.

Dienstag, 23. März
Die Leitung nach Olczewka war gestört.

Mittwoch, 24. März
Vormittags kommt der Leutnant mit Wachtmeister Knigge und bestimmte, dass drei Mann von meinem Trupp nach Olczewka müssen. Erfahren heute das Przemisl von den Russen genommen soll. Das Gerücht scheint sich leider zu bestätigen.
 
Donnerstag, 25. März
Nichts Besonderes.

Freitag, 26. März
War vormittags in Olzewka. Dabei etwas eingeregnet.

Sonnabend, 27. März
Heute kommt Befehl, dass 4 Mann und ein Unteroffizier zum anderen Zug kommen sollen. Von meinem Trupp Hessel.

Sonntag, 28. März
Der Fernsprechtrupp der 91. Landwehrbrigade rückte ab, mit dem Zug. (19. AK)
Traf einige Bekannte dabei vom Telegraphenbataillon 1, 3. Kompanie.

Montag, 29. März
Heute kommen die Leute zum anderen Zug fort, auch Unteroffizier Czimmeck.

Dienstag, 30. März
Nichts Besonderes.
 
Mittwoch, 31. März
Heute nach Heu gefahren, mit einem Kahn holten wir es aus dem Sumpf.

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