11. Januar 2015

Mai 1915



Im ersten Tagebuch gibt es eine portoübersicht am Ende. Danach hat mein Großvater vielleicht die Postkarte an Georg Birkholz frankiert, die mit dem Vermerk "Gefallen" zurückkam.


Sonnabend, 1. Mai
Vormittags kam Wachtmeister Knigge her und brachte Löhnung. Nachmittags fragte der Leutnant an, wer noch Urlaub zur Landbestellung braucht. Vielleicht können wir hoffen, auch mal Urlaub zu bekommen

Sonntag, 2. Mai
Wieder mal Sonntag heute und zwar ein recht schöner, richtiger Maientag. Machte vormittags einen zweistündigen Spaziergang nach dem Walde. Pigard fuhr mit Piesker nach Pruskolenka zum Lebensmittelempfang. Von Walter Staacks eine Karte aus Ostende erhalten.

Montag, 3. Mai
Vormittags war die Einfach- und kurz darauf die Doppelleitung entzwei. Die Bäume, worauf diese befestigt waren, schwankten so stark und rissen sie durch. Fuhren deshalb nachmittags nach dem Walde und sägten die Kronen der Bäume ab. Masuck fuhr inzwischen nach Olszewka und holte Post.

Seit Wochen muss mein Großvater immer wieder nach Olszewka (auch "Gut Erlau"). So sieht es hier heute aus: Olszewka heute 

Dienstag, 4. Mai
Heute Stroh aus den Unterständen im Walde geholt. Beim Nachhausefahren kippte Masuck kurz vor Rachnyka den Wagen um. Hatten das Vergnügen nochmals aufzuladen.

Mittwoch, 5. Mai
Ritt mittags nach Olszewka. Guse war zum Vizewachtmeister und Louwien zum Unteroffizier befördert worden. Feierten bei Rum und Rotwein, hatten alle nachher einen schweren Kopf.

Donnerstag, 6. Mai
Von dem gestrigen Saufen einen ziemlich schweren Kopf.

Freitag, 7. Mai
Kneip rief abends an und teilte mir mit, dass er morgen fort macht. Wahrscheinlich kommt das 1. Kavallerie Korps nach Norden. Bei Libau usw.

Sonnabend, 8. Mai
Ritt nachmittags nach Olszewka. Feierte dort bei einem guten Schoppen Bier Guses Beförderung. Spätabends ritt ich mit zwei Mann von meinem Trupp nach Rachnyka zurück. Vier Postpakete nahm Strutz mit. Es dauerte aber gar nicht lange, so hatte er sie verloren. Das schönste war ja, dass drei Pakete für ihn waren. An ein Suchen war bei der Dunkelheit nicht zu denken.

Sonntag, 9. Mai
Früh um drei Uhr ging Strutz mit Piesker los, seine Pakete suchen. Fand auch glücklich alle vier wieder.

Montag, 10. Mai
Am Mittag wurde angerufen und ich mußte nach Olszewka, Apparate zu reparieren. Hatte Urlaub eingereicht, war aber nicht genehmigt worden. Desgleichen Bree.

Dienstag, 11. Mai
Vormittags bei dem Wald bei Lazy, Stroh und Kartoffeln geholt. Nachmittags die Doppelleitung nach Olszewka verbessert.

Mittwoch, 12. Mai
Wollten uns heute eine Badestelle suchen, da das Wetter schon sehr schön ist. Leider ist keine gute Badestelle hier, alles sumpfig und die Bäche doch nur so flach, dass das Wasser nur knapp bis zum Knie geht.

Donnerstag, 13. Mai
Vormittags zum Gottesdienst im Walde nach Olszewka gewesen.

Freitag, 14. Mai
Nachmittags nach Olszewka mit sämtlichen Leuten. Empfang neuer Sachen.

Sonnabend, 15. Mai
Vormittags nach Olszewka gemacht. Hatte den ganzen Tag Apparate zu reparieren.

Sonntag, 16. Mai
Mittags nach Olszewka. Die alten Sachen abgeben. Empfingen Rotwein und machten eine ordentliche Kneiperei. Guse war auch da. Erhielt von Georg Birkholz eine Karte zurück mit dem Vermerk: „Gefallen“.

Montag, 17. Mai
Von der gestrigen Weinkneipe einen ziemlichen Brummschädel. Nachmittags gingen Strutz, Siebert und Bree angeln. Brachten auch etliche kleine Hechte mit.

Dienstag, 18. Mai
Gingen nachmittags Angeln. Haben aber nichts gefangen.

Mittwoch, 19. Mai
Nachmittags mussten wir alle zum Impfen nach Olszewka. Ein Mann blieb zurück.

Donnerstag, 20. Mai
Zweimal Leitungsstörung nach Chorzele. Von der Cholera Impfung sind alle ziemlich matt, auch vereinzelt Kopfschmerzen und Schmerzen in der linken Brust.

Freitag, 21, Mai
Vormittags kam Wachtmeister Knigge her zum Löhnen.

Sonnabend, 22. Mai
Vormittags Appell in Waffen und Ausrüstungsstücken durch den Leutnant und Wachtmeister. Abends in Olszewka großer Bierabend. Fuhren, vier Mann, mit der Bahn nach Olszewka. Kehrten erst beim Proviantamt ein, tranken Rotwein. Danach beim Wachtmeister eine Flasche Graacher Himmelreich, dann wieder beim Proviantamt Rotwein, danach Bier im Garten von Lowien. Gegen 1::00 Uhr war Schluß.Ich wollte erst in Olszewka schlafen, ging dann aber doch mit Masuck nach Rachnyka, wo wir nach strammen Marsch um ½ 2 Uhr nachts ankamen. Durch den Marsch wieder etwas ausgenüchtert.

Sonntag, 23. Mai
Ein herrlicher Pfingstsonntag. Etwas Katerstimmung von gestern, sonst aber alles mobil. Erhielt von zu Hause einen Brief und erhalte die Bestätigung, daß Georg Birkholz gefallen ist, desgleichen Herrmann Günther und Herrmann Viedt.

Montag, 24. Mai
Auch schönes Wetter. Schade, daß man hier liegen muß und keine Pfingstpartie machen kann.
 
Dienstag, 25. Mai
Nachmittags zum Proviant abholen nach Olszewka gefahren. Dort mit Knigge und Macziejewski zum Baden gegangen, nach vorherigen Besuch beim Proviantamt. Es war herrlich endlich mal Schwimmen zu können. Kehrten erst gegen ½ 11 Uhr nach Rachnyka zurück.

Mittwoch, 26. Mai
Vormittags ein Sonnenbad genommen.

Donnerstag, 27. Mai
Nichts Besonderes.

Freitag, 28. Mai
Nach Olszewka zum Empfang. Am Abend hatten wir Unteroffiziere einen kleinen Bierabend, der sich bis in die Nacht ausdehnte. Ich schlief dann in Olszewka bei Maczijewski. Gefreiter Barow hat heute das „Eiserne Kreuz“ bekommen, wofür weiß er aber nicht.

Sonnabend, 29. Mai
Stand morgens auf, blieb bis zum Eintreffen der Post dort und ritt dann nach Rachnyka. Um 1:00 Uhr klingelte der Leutnant an, teilte mir mit, daß Guse weg kommt und ich seinen Trupp übernehmen sollte. Nachher wurde es aber geändert, ich behielt meinen alten Trupp. Nur Siebert soll fort und Deegenar hier her kommen. Ritt gegen Abend nach Olszewka, wohin auch Guse kam, der mit dem heutigen Tage zum Offizier Stellvertreter ernannt ist. Morgen kommt er zum Garde Reserve Korps. Barow wird Unteroffizier und übernimmt seinen Trupp. Wachtmeister Knigge war nach Willenberg, Ortelsburg usw.. Kommt aber heute nicht mehr zurück.

Sonntag, 30. Mai
Nichts Besonderes.

Montag, 31. Mai
Ritt nachmittags nach Olszewka zum Empfang. Hier teilte mir der Leutnant mit, daß ich doch den Trupp Guse übernehmen muß.

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