7. Mai 2017

Dezember 1916



Weihnachten 1916 in Komarischki. Fritz Schilling in der Mitte des Tisches.


Montag, 4. Dezember
Vormittags ging es nun zur Bahn, um wieder nach Rußland abzudampfen. Mutter und Els’chen kamen mit zur Bahn.

Dienstag, 5. Dezember
Mittags nach 1:00 Uhr glücklich in Jelowka angekommen, blieb ich einige Zeit bei Mielke, um dann nach Komarischki zu reiten.

Mittwoch, 6. Dezember
Heute Vormittag ging es gleich wieder mal nach dem Stinkraum in Kowenka, Gasmasken ausprobieren.

Donnerstag, 7. Dezember
Nichts Besonderes.

Freitag, 8. Dezember
Mittags 1:00 Uhr zeigte sich Rauch im Stall vom Vorratswagen. Wir konnten gerade noch die Pferde in Sicherheit bringen, als die Flammen herausschlugen. Bald stand der ganze Stall in Flammen. Wir mußten uns nun darauf beschränken, unser Wohnhaus zu retten, was auch mit äußerster Mühe gelang. Bis zum späten Abend hatten wir reichlich zu tun und die ganze Nacht noch Wachen zu stellen.

Sonnabend, 9. Dezember
Hatten heute mit den Aufräumungsarbeiten zu tun.

Sonntag, 10. Dezember
Der General feierte seinen Geburtstag. Gleich zwei Kapellen mußten dazu herkommen.

Montag, 11. Dezember
Ritt vormittags nach Laßen, von hier am Gestänge entlang über Lowieden hinaus, bis zu den Ortsunterkünften der Proviantkolonne 6 und der Fuhrparkkolonne 6, wo von uns welche beim Leitungsbau waren. Kehrte dann über Witkuschki – Aschaschuli zurück.

Dienstag, 12. Dezember
Heute ist die Postsperre wieder zu Ende. Kann also endlich nach Hause schreiben, wie ich vom Urlaub angekommen bin.

Mittwoch, 13. Dezember
Heute Abend kam die Nachricht vom deutschen Friedensangebot durch. Allerdings noch keine genauen Angaben, sodaß die Urteile darüber sehr verschieden sind.

Die Welt: Als das Deutsche Reich der Welt den Frieden anbot 

Donnerstag, 14. Dezember      
Die heutigen Nachrichten über das Friedensangebot und die Mitteilungen des Reichskanzlers im Reichstage, lösen sehr verschiedene Ansichten aus. Während wohl alle erfreut wären, falls die Vorschläge zur Annahme gelangten, herrschen doch fast überall starke Zweifel, daß dies der Fall sein wird. Alle sind aber der Meinung, daß bei Ablehnung des Deutschen Friedenangebotes, der Krieg mit verdoppelter Energie und Erbitterung weitergeführt würde, bis zum siegreichen Ende.

Freitag, 15. Dezember
Es wird von Frieden gesprochen, die Blätter bringen alle möglichen Meldungen, aber genaues weiß doch keiner.

Sonnabend, 16. Dezember
Heute Morgen begann der Russe mit einemmal Jelowka zu beschießen. Alles war erstaunt, da er bis hierher noch nie gereicht hatte. Überall streute er, traf aber den Ort selbst nicht. Auch der angerichtete Schaden ist fast unbedeutend. Uns hatte er zwar eine Menge Leitungen zerschossen, am Kleinbahnhof Schödern traf er den Wasserturm und ein paar Gleise, alles Sachen, die bald wieder in Ordnung sind. Die Beschießung dauerte bis zum Abend.

Sonntag, 17. Dezember
Heute früh mit fünf Mann nach Jelowka, um dort beim Leitungsreparieren zu helfen. Hatten am Kleinbahnhof Schödern bis zur Starkstromzentral ziemlich viel zu tun, da bis hierher der Russe mit Granaten von 32 cm Durchmesser geschossen hatte. Bald Loch neben Loch und doch nur eine, die etwas getroffen hatte. Den Wasserturm nämlich beschädigt und zwei Kleinbahnlokomotiven umgekippt. Von der einen wurde der Tender, welcher 2700 kg wiegt, über 70 Meter weit geschleudert. Die Drehgestelle davon sogar bis über 100 Meter. Kehrten bei Dunkelheit nach Komarischki zurück.

Montag, 18. Dezember
Vier Mann mußten wieder nach Jelowka, sollen einige Tage dort bleiben.

Dienstag, 19. Dezember
Von heute ab sind die Unteroffiziere auch zum Stationsdienst eingeteilt, täglich acht Stunden.

Mittwoch, 20. Dezember
Fuhr vormittags nach Jelowka und empfing vierzehn Schneeschuhausrüstungen. Gab diesmal alles komplett, Stiefel, Gamaschen usw.

Donnerstag, 21. Dezember
Heute bekam der Russe allerlei Zunder. Ein kleiner Angriff wurde vom Infanterie Regiment 44 gemacht. Mit einem Maschinengewehr und einigen Gefangenen kehrten unsere in ihren Graben zurück. Nachmittags lief ich mit Leutnant Gooßens Schneeschuh.

Freitag, 22. Dezember
War heute den ganzen Tag nicht auf den Posten. Habe mich etwas erkältet und legte mich zeitig ins Bett.

Sonnabend, 23. Dezember
Lag den ganzen Tag im Bett. Erst gegen Abend stand ich für ein Weilchen auf.

Sonntag, 24. Dezember
Bin heute so leidlich auf den Posten. Nachmittags war beim Stab Weihnachtsfeier. Alles mußte erscheinen. Oberleutnant von der Lanken hielt eine kurze Ansprache, worauf der General kurz erwiderte. Dann erhielt jeder ein Liebesgabenpaket und einen Weihnachtsstollen.

Montag, 25. Dezember
Nachmittags war Gottesdienst. Pfarrer Nell hielt die Predigt, die wohl niemanden gefiel.

Dienstag, 26. Dezember
Greulich sollte heute auf Urlaub fahren, wurde aber nichts daraus.

Mittwoch, 27. Dezember
Früh meldete ich mich krank, da ich an der rechten Hand eine Nagel- und Hautentzündung habe. Greulich konnte heute auf Urlaub fahren. Nachmittags kam mit einemmal ein Divisionsbefehl, daß der Urlaub wegen Wagenmangel gesperrt ist. Greulich konnte gerade noch so abhauen. Gleichzeitig taucht auch das Gerücht auf, daß unsere Division fort kommt.

Donnerstag, 28. Dezember
Es wird jetzt schon fleißig mit den Vorbereitungen begonnen, um abgelöst zu werden.

Freitag, 29. Dezember
Nach dem Abendessen wurde mir heute so schlecht, bekam Aufstoßen, Kopfschmerzen und Fieber. Wahrscheinlich von drei genossenen Eiern. An der linken Hand bekam ich auch eine Entzündung, nun sind beide Hände im Verband    

Sonnabend, 30. Dezember
Mußte heute, da ich fieberte, ins Revier hinüber ziehen. Angenehme Aussicht, über Sylvester im Bett liegen zu können.

Sonntag, 31. Dezember
Lag tagsüber im Bett. Fühlte mich ganz wohl und stand abends auf, um im Kreise meines Trupps, das neue Jahr zu begrüßen. Hatten uns etliche Flaschen Punsch gekauft und kneipten zum Teil, bis zum frühen Morgen.


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