Link: Kaiser Wilhelm II and top German Army leaders at military Headquarters at the beginning of World War One; in August or September; 1914.
Heute soll Ruhetag sein. Vormittags
reparierten wir unsere Kabel, als der Befehl kommt, 1:00 marschbereit sein. Den
ganzen Tag kamen russische Gefangenentransporte vorüber. Auch als wir dann um
5:00 nach Neidenburg fuhren, sahen wir auf der Chaussee nur endlose Züge von
Gefangenen. In Neidenburg suchten wir uns Quartier in den verlassenen Häusern
(Markt Nr. 8). Die fortwährenden Gefangenentransporte
sind einem schon über.
Mittwoch, 2. September
Wir haben uns schon recht häuslich
eingerichet. Das Mittag heute war tadellos, sogar drei Sorten Kompott gab es.
Alles besorgt. Auch mit Wäsche, Unterzeug, Seife sind wir versehen. Da in
„meinem“ Hause ein Friseur war, konnten wir uns rasieren und auch
haarschneiden.
Nachmittags spielte die Kapelle der 41.
Division auf dem Marktplatz.
Donnerstag, 3. September
Noch immer in Neidenburg. Leben ganz gut
hier. Gestern empfing ich wieder mal Post und heute auch.
Freitag, 4. September
6 Uhr
Abmarsch nach Ortelsburg. In einer Ziegelei suchten wir uns ein Nachtlager.
Sonnabend, 5. September
½ 6 Morgens sollen wir 8 km bauen. Als 6 km fertig sind, kommt Befehl die Leitung wieder abzubauen. Dann rücken wir ins alte
Quartier. Nachmittags ging ich in die Stadt. Auch hier war alles zerschossen
und in Brand gesteckt.
Sonntag, 6. September
4 Uhr Abmarsch nach Peitschendorf. Der Weg
(35 km) führte fast nur durch Wald und da er ziemlich sandig und morastig war,
konnten wir den größten Teil zu Fuß zurücklegen. Ankunft gegen 12 Uhr. Um 1:00
mußte ich mit dem Auto mitfahren nach Rudizanne und Postleitung reparieren.
Zurück gegen 4:00 Uhr. Quartier hatten wir uns in einem Hause besorgt. Auch
Essen hatten die anderen schon vorbereitet. Wir konnten uns hier im Ort auch
wieder mal Fleisch, Butter und Schmalz kaufen.
Montag, 7. September
Nachts 12:0 Uhr hatte ich Stationsdienst bis
Morgens 6:00 Uhr. 6:30 stand der Zug marschbereit bis um ½ 11. Dann Abmarsch
über Johannisburg nach Arys (55 km) Kurz
vor Arys mussten wir auf dem Übungsplatz halten. Arys selbst wurde von uns noch
beschossen. Links der Chaussee hörte man ziemlich oft Maschinengewehrfeuer.
Die Russen sollen wieder ziemlich eingeschlossen sein und wiederholt
Durchbrüche versuchen. Etwas Heu konnten wir uns besorgen und dann wurde
biwakiert.
Dienstag, 8. September
Bis gegen 5:00 konnten wir schlafen. Die ganze Nacht hin und wieder
Kanonenschüsse. Gegen Morgen und den ganzen Vormittag lebhaftes Artilleriefeuer
auch vereinzelt Infanteriefeuer. Wir liegen hier unbekümmert und kochten uns
eine tadellose Bouillon. Gegen Mittag geht es nach Arys , welches kurz vorher im Sturm genommen
war. Im Lager machten wir einige Zeit halt. Die Conditorei und eine Kantine
waren von den Russen schrecklich verwüstet. Wir konnten uns diverse Sachen
besorgen u.a. Speck-Kartoffeln, gemischtes Gemüse und Zigarren
Von den Weinflaschen waren sämtliche Hälse
abgeschlagen. Weitermarsch nach Milken. Quartier suchten wir uns in einem leer
stehenden Hause und kochten Kakao und Pfefferlinge. Außerdem hatten wir hier
Käse und Butter besorgen können, also ein gutes Abendbrot. Den Beschluß bildete
ein steifer Grog. Gegen 11:00 Uhr ging ich endlich schlafen .
Link: Dieses Gefecht fand am 7. und 8. September in Arys statt.
Link: Dieses Gefecht fand am 7. und 8. September in Arys statt.
Mittwoch, 9. September
Um 6:00 Uhr Abmarsch über Ubpalten, Kruglinnen.
Im Walde auf dem Wege nach Siewkau
lagerten wir bis abends 8:00 Uhr. Der Befehl kam, hier zu biwakieren.
Zeitweise fielen auch russische Granaten in unsere unmittelbare Nähe, richteten
aber keinen Schaden an .
Donnerstag, 10. September
Morgens Abmarsch nach Gut Siewkau. Hier
konnten wir uns Kaffee kochen. 9:00 Uhr Weitermarsch über Gausenstein zum
Stadtausgang Jesiorowsken. Die ganze
Gegend ist erst gestern Abend vom Feinde verlassen worden. 3 Wochen sollen sie
hier gehaust haben. Die Schützengräben sind deshalb alle gut angelegt und
überdacht. In Jesiorowsken brateten wir uns Klopse, schmeckten tadellos.
Leitungsbau nach Jakowowsken 4km. Erhielt hier 6 Briefe und Karten von zu
Hause. Weitermarsch nach Lissen. Auf
einem Heuboden schliefen wir.
Freitag, 11. September
5:30 Abmarsch nach Goldap. Hinter Goldap
lagen wir von Mittags an bis Abends
5 ½ Uhr. In einem nahen Hause konnte ich mir
Eier kaufen. Ein paar roh getrunken und drei gebraten war tadelloser Mittag. Um
½ 6 Uhr marschierten wir zurück nach
Goldap. Standen hier in den Strassen herum
bis gegen 7:00 Uhr. Konnten uns in der
Zeit Zucker und Honig besorgen, auch Rum. Dann wurden auf dem Marktplatz die
Wagen aufgefahren. Ich hatte von 7:00 - 9:00 Wagenwache. Im Rathaus konnte ich tadellos
schlafen.
Sonnabend, 12. September
Vormittags in Goldap Geräte geordnet. Die
anderen Kameraden hatten gestern Abend einen Korb mit etwa 80 Eiern „gefunden“, ebenso Naturhonig. Bloss
Brot fehlt uns. Nachmittags 5:00 Uhr müssen wir plötzlich abrücken, sollten
erst hier bleiben. Gegen 8.00 kommen wir auf der Rominter Chaussee hinter Groß
Rominten bei den anderen an. Es wurde
befürchtet dass feindliche Kavallerie hier her kommen könnten und wir sollten
als Verstärkung dienen. 2 Mann von jedem Trupp mussten die Funkerstation
bewachen. Ich meldete mich freiwillig. Anfangs regnete es fast gar nicht, aber
bald goss es und am Morgen waren wir völlig durchnässt.
Sonntag, 13. September
Mit den nassen Sachen saß man nun auf den
Wagen und immer noch fiel ein feiner Regen. Gegen Mittag kam die Sonne aber
etwas vor und die Sachen fingen so langsam an zu trocknen. Je näher wir der
Grenze kamen, desto schlechter wurde der Weg, so dass wir in diesem Matsch zu
Fuß gehen mussten über Melkehmen nach Groß-Kallwaitschen. Hier überschritten
wir die Grenze um 4.30 Uhr nachmittags. Hinter uns marschierte das Infanterie Regiment
44 mit flatternder Fahne, mit 3 Hurras und dem Liede „Deutschland, Deutschland
über alles“. Wir kamen nach dem russischen Grenzort Wyschtynez. Von hier Leitungsbau über die
Grenze, dann wieder zurück nach Wyschtynez, überquerten kurz nach 8:00 Uhr
wieder die Grenze und blieben in Wyschtynez. Bei einem russischen Juden tranken
wir Tee und schliefen dann in einer Scheune.
Montag, 14. September
Früh 5:00 Uhr Abmarsch. Der schlechten Wege
wegen, mussten wir immer zu Fuß gehen . Nachmittags langten wir in Wilkowischken an und blieben in der Kaserne
der russischen Dragoner.
Dienstag, 15. September
Vormittags Geräte instand setzen. Um 1:00 Uhr musste unser Trupp nach
Pilwisczky, Leitung bauen. Ich ging mit zwei Kameraden die Bahnstrecke entlang,
hier die Bahnleitung benutzend. (Strecke nach Kowno), mussten dabei über eine
gesprengte Eisenbahnbrücke hinüber. Es war bereits dunkel, als wir am
Bahnhof Pilwsczky ankamen. Gegen 10:00
Uhr waren wir im Ort, trafen hier unseren Trupp und halfen Station einrichten.
Kurz danach kam Befehl die Station nach dem Brigadestab zu verlegen. Gegen 12.00
Uhr waren wir fertig und konnten uns endlich schlafen legen.
Mittwoch, 16. September
Mittwoch, 16. September
Da die Leitung nicht funktionierte musste ich
mit Lzymack als Leitungspatrouille gehen. Ungefähr 7 km, dann gingen wir zurück
nach Pilwysczky, gegen Mittag wieder dort. Da wieder keine Verständigung war,
ritt ich um 2:00 Uhr mit Lzymack die
Strecke ab. Kurz vor Wilkowitschken hatten die Pioniere 2 km weit sämtliche
Stangen abgeschnitten und waren beim Sprengen des Bahnhofs. Gegen 7:00 Uhr in
der Kaserne blieben wir bis ½ 8 Uhr. Dann ritten wir in der Dunkelheit zurück, durch die Postenketten und kamen nach 11:00
in Pilwysczky an. Unterwegs den beiden Bautrupps begegnend, welche eine neue
Leitung nach Pilwysczky bauten.
Die anderen hatten eine Gans gebraten, für
mich war die Leber noch da und bald war sie gebraten. 1:00 Uhr war es
bereits, als ich schlafen ging.
Donnerstag, 17. September
½ 6 Uhr kochten wir uns Kaffee. Höhne hatte Eier gekauft und wir beide brateten acht Stück. Während die anderen die Leitung abbauten, kochte ich die übrigen (21) Eier. 9:00 Uhr Abmarsch, 12:00 Uhr Ankunft in Wilkowitschken (Kaserne).
Freitag, 18. September
Vormittags Waffenreinigen. Sitzen hier in
einer Stube, während es draußen Strippen regnet. Kochten uns Hammelfleisch und
Kartoffeln. Nachmittags fing ich mit Höhne an Kartoffelpuffer zu backen.
Schmeckten tadellos. Um 6:00 Uhr, als wir noch beim backen waren, mussten wir
die Leitung nach Pilwysczky abbauen. In dem nassen Dreck machte dies viel
Arbeit und es war bereits ¾ 4 Uhr als wir in die Kaserne in Wilkowitschken
zurückkehrten, nachdem wir 9 ½ km abgebaut hatten.
Sonnabend, 19. September
Früh 5:00 Uhr marschierten wir ab und kamen
nachmittags gegen 3:00 Uhr in Kalwary an. Es war ziemlich und windig, dazu
immer kleine Regenschauer. Das Laufen auf diesen matschigen Wegen war äußerst
schwierig. Wir hatten aber noch Glück, denn wir waren noch nicht lange in
Kalwary angekommen, als es in Strömen goß. Um ½ 7 Uhr gingen wir schlafen,
waren auch müde genug.
Sonntag,
20. September
Früh 5:00 Uhr begannen wir mit Trupp
Zöffner den Leitungsbau nach Slobodka.
Ankunft gegen 4:00 Uhr nachmittags. Schliefen auf einem Heuboden. Stab der 2. Infanterie Division ist hier. Am Abend auf dem Heuboden sangen wir das erste
Mal.
Montag, 21. September
Von 2
- 6 Uhr vormittags hatte ich Stationsdienst. Zu Mittag erhielt jeder Trupp „eine“ Gans.
Wir besorgten uns einen Hammel, hatten deshalb einen großen Krach. Dann wurde
eine tadellose Suppe gekocht und auch Fleisch geschmort.
Dienstag, 22. September 1914
Vormittags 6:00 - 9:00 Uhr hatte ich Stationsdienst. Der Divisionsstab rückte gegen
8:00 Uhr ab. Als ich Mohrüben etc.
besorgte, kam ein Infanterist die Chaussee entlang, nur mit Hemd und
Hose bekleidet. Er war in einem nahen Orte von Zivilisten überfallen worden und
des Gewehres beraubt. Etliche Artilleristen gingen mit ihm zu dem Orte und bald
brannte derselbe.
Mittwoch, 23. September 1914
Liegen jetzt ziemlich einsam hier in
Slobodka, doch ist das Wetter jetzt wieder herrlich. Hatte von 6:00 - 9:00 Uhr
Stationsdienst, dann besorgte ich mir mit Höhne eine Bratpfanne und dann wurden
Kartoffelpuffer gebacken bis nachmittags 5:00 Uhr. Auch dem Leutnant, welcher 6
Stück erhielt, schmeckten dieselben.
Donnerstag, 24. September 14
Von ½ 3:00 – 5:00 Uhr hatte ich
Stationsdienst. Früh 8 ¼ - ¾ 10 Uhr ritten wir und der Leutnant westlich nach
drei ziemlich großen Seen. In der schönen Morgensonne war dies ein Genuß.
Nachmittags machte ich mir heißes Wasser und dann gab es große Wäsche. Nachts 12:00 Uhr wurden wir plötzlich
durch Schüsse unserer Posten geweckt. 6 russische Dragoner versuchten die
Station zu überfallen, wurden aber von den Posten in die Flucht gejagt. Von
12:00 - 3:00 Uhr Wache gestanden.
Freitag, 25. September 14
Früh 6:00 Uhr ritten wir Leitungspatrouille.
Die Leitung war offenbar von denselben Dragonern durchschnitten, welche gestern
unsere Station „besucht“ hatten. Kurz vor Zublin hatten dieselben drei
Infanteristen abgeschossen. Einer tot, zwei schwer verwundet. Wir bekamen heute
von Kalwaria eine Infanteriewache.
Sonnabend, 26. September 14
Das Wetter ist jetzt wieder ziemlich schön.
Die Leitung ist sehr oft gestört, es soll immer von der russischen
Kavalleriepatrouille geschehen. Abends müssen wir wieder gegen 8:00 Uhr auf
Leitungspatrouille gehen. Ein Unteroffizier, zwei Mann und acht Infanteristen
gehen wir gesichert und uns öfters anhaltend etwa 10 km, als wir erfahren,
dass die Leitung von dem anderen Trupp in Ordnung gebracht ist. Wieder in
Slobodka angekommen, ½ 1:00 Uhr, erfahren wir, dass der andere Leitungstrupp
überfallen ist. Unteroffizier Zöffner verwundet und Telegraphist Gande tot.
Sonntag , 27. September 14
Morgens ist die Leitung schon wieder gestört.
Wir fuhren mit zwei Wagen besetzt mit Infanteristen bis kurz vor Zuhryn. Hier
war das Kabel mittelst zweiter Steine durchgeschlagen. Das Wetter war windig
und regnerisch, so dass wir naß und durchgefroren gegen Mittag auf unserer
Station anlangten. Mittags gab es Gänsebraten. Nachmittags backte ich wieder
Kartoffelpuffer.
Montag, 28. September
Früh kommt Befehl, dass in Zubrin eine
Zwischenstation eingerichtet werden soll. Unser Trupp muss dorthin. Leider ist
wieder solch schlechtes Wetter. Nach 9:00 langten wir in Zubrin an. Ich musste
Apparate reparieren, während vier Mann auf der Strecke andere Kabel einbauen
mussten. Da der Regen stärker geworden waren, kamen die Betreffenden völlig
durchnäßt zurück. Nachmittags wurde das Wetter immer schlechter. Nachts
peitschte der Wind sturmartig.
Mein Großvater war in Berlin im Turnverein aktiv, ein guter Freund von ihm war Georg Jahn (zweiter von links), dessen Schwester Ella er 1926 heiratete.
Mein Großvater war in Berlin im Turnverein aktiv, ein guter Freund von ihm war Georg Jahn (zweiter von links), dessen Schwester Ella er 1926 heiratete.
Was er an diesem Tag noch nicht wußte: Georg Jahn fiel am 28. September 1914 bei Verdun.
Dienstag, 29. September
Vormittags 8:00 begannen wir die Leitung 5 km
weit hochzulegen. Dies musste zumeist auf Stangen geschehen. Bei starkem Wind
und Regen, vor Kälte bibbernd, ging es querfeldein und unsere Stiefel bildeten
bald einen kleinen Teich für sich. Als wir gegen 1:00 zur Station zurück kamen,
konnten wir unsere Sachen auswringen.
Es war nur gut, daß unsere jetzige Wohnung
geheizt war und der Körper dadurch etwas aufgewärmt wurde. Wenn es in diesen
elenden Buden nur nicht so ziehen würde. Überall Löcher und Fugen, die
verstopft werden müßten, auch die Fenster undicht, so daß ein behagliches
Gefühl der Wärme nicht aufkommen kann. Unsere Station befindet sich in einem
Gasthof, das Haus wie alle anderen aus Holz mit Lehm verschmiert und Strohdach.
Der Gasthof ist jetzt geschlossen, der Besitzer vorläufig ausgezogen. Die Frau
kommt ab und zu mal her, um ein Weilchen an einem Webstuhl zu arbeiten. Heute
wollte sie auch eine Bescheinigung haben, daß wir ihren Torf verbrennen.
Abends von 6:00 - 12:00 hatte ich Stationsdienst.
Abends von 6:00 - 12:00 hatte ich Stationsdienst.
Mittwoch, 30. September
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