9. Januar 2016

Januar 1916



In einem Tagebuch von Fritz Schilling befindet sich noch dieser Rest eines Glückwunsches, vielleicht hat er ihn zu seinem 25ten Geburtstag im Januar 1916 erhalten.

Sonnabend, 1. Januar
Vormittags zu den Großeltern gewesen. Abends ging ich nach den Germaniasälen zu den Manthei-Sängern.

Sonntag, 2. Januar
Feiern heute meinen 25. Geburtstag. Gegen Mittag besuchte ich Familie Stock und ging nachmittags zur Bockbrauerei. Außer den Großeltern kamen noch Tante Emilie, Fräulein Buchholz, Gebhardts und Fräulein Lux. Bürgers kamen nicht, die scheint irgend etwas verschnuppt zu haben. Sollten sie sich etwa irgendwelche Hoffnungen gemacht haben? Abends ging ich mit Fräulein Lux auf eine Stunde zum gemeinsamen Zusammensein des VTV in den Milasälen.

Montag, 3. Januar
Vormittags zu Siemens gewesen. Von Bürgers kam erst heute die Gratulationskarte an. Geschrieben hat sie Kurt, während Tante, im Namen der Familie nur so nebenbei gratulierte. Merkwürdig, hm, hm!! Nachmittags zur Beerdigung von Herrn Dobe gewesen.
  
Dienstag, 4. Januar
Abends wieder mal zum Turnen gewesen.

Mittwoch, 5. Januar
War gegen Abend mit Tante Emilie zu Wertheim - Leipziger Strasse, danach feierten wir ihren Geburtstag auf dem Pfefferberg.
Quelle: www.bieretiketten.de
Der Pfefferberg, damals das Ausflugslokal der Brauerei Schneider & Hillig AG.
Donnerstag, 6. Januar
Nachmittags zu Lentzen`s gegangen, auf Abschiedsbesuch. Frieda war auch anwesend, die reine, dumme Jöhre. Abends zur Damenabteilung gewesen.
Erna Lehmann war ja heute so freundlich!? Da es in Strömen goß, ging ich gleich nach Hause.

Freitag, 7. Januar
Heute geht es nun wieder fort von Berlin. Der schöne Urlaub. Wie schnell vergehen nur vierzehn Tage. 10:24 Uhr abends fuhren wir vom Bahnhof Charlottenburg ab. Fleischer kam erst im letzten Moment an und stellte mir seine Frau vor. Hatte sich noch schnell Kriegstrauen lassen.

Sonnabend, 8. Januar

Hatten die Nacht durch eine gute Fahrt über Frankfurt, Posen und Thorn. Langten gegen 12:00 Uhr mittags in Eydkuhnen an. Hier konnten wir gleich in einen Zug steigen, der über Kowno, Roschedary nach Radziwilischki fuhr, wo wir gegen 8 ½ Uhr ankamen. Von hier im Anschluß ein Urlauberzug nach Jelowka.

Sonntag, 9. Januar
Vormittags ½ 10 Uhr waren wir in Jelowka und gingen zu Fuß nach Komarischki. Hatten also eine tadellose Verbindung und kamen überraschend schnell in unserem Quartier an.

Montag, 10. Januar
Heute kam auch der Leutnant vom Urlaub zurück.

Dienstag, 11. Januar
Nichts Besonderes.

Mittwoch, 12. Januar
Heute kam unser neuer Hauptmann mit Leutnant Gaedicke zur Division und besichtigte auch unseren Zug.

Donnerstag, 13. Januar
Machte heute ein paar Aufnahmen, die aber nichts wurden.

Freitag, 14. Januar
Es vergeht ein Tag bald wie der andere. Viel zu tun ist nicht, so sitzt man denn herum und langweilt sich.

Sonnabend, 15. Januar
Nichts Besonderes.

Sonntag, 16. Januar
Erhielten heute das Verpflegungsgeld für den Urlaub (27,00 Mark) und 3 Mark Weihnachtsgeld.

Montag, 17. Januar
Nichts Besonderes.

Dienstag, 18. Januar
An Mutter heute 30 Mark gesandt.

Mittwoch, 19. Januar
Heute Pferdeappell.

Donnerstag, 20. Januar
Vormittags ritt ich aus, Pferde bewegen. Gegen Mittag erhielt ich den Befehl nach Kasimirswahl zu machen und dort im Schneeschuhlaufen ausgebildet zu werden. Mit mir noch Fleischer, Chudziak und drei Telegraphisten. Nachmittags 4:00 Uhr ritten wir los und waren gegen 7:00 Uhr in Kasimirswahl, dicht bei Szubbat.

Freitag, 21. Januar
Leider ist jetzt Tauwetter eingetreten und der Schnee verschwindet von den Bergen. Heute fand noch kein Unterricht statt. Wir drei Unteroffiziere gingen deshalb nach Szubbat, um die alten Bekannten von der Telegraphen Abteilung zu besuchen.

Sonnabend, 22. Januar
Infolge des schlechten Wetters auch heute noch kein Unterricht. Statt dessen soll täglich gearbeitet werden. Strassen bessern, Häcksel schneiden usw, wovon aber niemand erbaut ist.

Sonntag, 23. Januar
Das Wetter scheint ja etwas besser zu werden. Zu Tauen hat es wenigstens schon aufgehört.

Montag, 24. Januar
Nachmittags schnallen wir uns das erste Mal Schneeschuhe an und versuchen zu laufen. Fürs erste Mal ging es ganz gut, wenn wir auch ziemlich oft hinfielen. Die Sache machte doch Spaß. Abends nach Szubbat gewesen.

Dienstag, 25. Januar
Vormittags hatte ich die Aufsicht beim Wegebessern. Nachmittags wieder Schneeschuh gelaufen. Ging heute schon bedeutend besser. Gingen über Felder und Seen nach einem langen und steilen Berg, wo wir das Hinuntergleiten übten. Natürlich öfters hinfielen, aber doch schon merklich sicherer wurden.

Mittwoch, 26. Januar
Heute taut es leider, sodaß wir nicht Schneeschuhlaufen können. Nachmittags war ich nach Szubbat.

Donnerstag, 27. Januar
Feierten abends mit den Unteroffizieren des Feldlazaretts 3 „Kaisers Geburtstag" bei Bier, Rum und Rotwein. Gingen mit ziemlich schweren Kopf schlafen.

Freitag, 28. Januar
Hatten heute etwas Unterricht, über Behandlung der Schneeschuhe, durch Leutnant Halbe. Morgen sollen wir zum Truppenteil zurückkehren und abwarten bis Schnee fällt.

Sonnabend, 29. Januar
Es wurden alle heute zur Truppe entlassen. Unsere Pferde waren nach 10:00 Uhr angekommen und so ritten wir dann nach Komarischki zurück.

Sonntag, 30. Januar
Richten jetzt die Station etwas besser ein und haben dadurch Beschäftigung.

Montag, 31. Januar
Der Wachtmeister hatte Bier besorgt und heute Abend leerten wir eine halbe, dann eine viertel und schließlich noch eine viertel Tonne. Ganz gemütliche Kneiperei, die bis in die späte Nacht dauerte.

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