26. November 2017

August 1917




Eine der Stangen, die mein Großvater setzen musste, über viele Kilometer hinweg.

Mittwoch, 1. August
War wieder zum Bau und hatte Stangen, welche zu schwach waren, auszuwechseln.
Nun haben wir heute den Beginn des vierten Kriegsjahres. Wie lange wird der Krieg noch dauern? Hoffen wir, trotz aller trüben Aussichten, daß er in diesem Jahr wenigstens ein Ende nehme.       

Donnerstag, 2. August
Bei ziemlich kalten, zu Regen neigenden Wetter, machte das Bauen heute keinen Spaß.

Freitag, 3. August
Heute regnete es fast den ganzen Tag, so daß die Mannschaften beim Bau alle durchweichten, während wir Unteroffiziere wenigstens etwas durch den Gummiumhang geschützt waren.

Sonnabend, 4. August
Hatte heute Stangen aus dem Walde zu schaffen und an die Löcher zu fahren. Unser Auto rutschte beim Wenden in den Chausseegraben. Glücklicherweise stand, dicht dabei, eine Maschine vom Holzfällerkommando, mit welcher dieselben die Baumstämme aus den Wald ziehen. Mit deren Hilfe, hatten wir unser Auto bald wieder flott. Vizewachtmeister Weinhold ist heute zur A.F.A. 7 versetzt worden. Nun ist alles neugierig, wer sein Nachfolger werden wird.

Sonntag, 5. August
Außer Antreten, war heute wieder dienstfrei. Ging nachmittags mit Unteroffizier Witkowski auf verschiedene Farmen und kaufte Butter und Käse ein. Butter allerdings das Pfund zu fünf Mark. Abends kam der neue Wachtmeister an. Scheint auch zu den beiden anderen zu passen. (Postassistent) Weinhold ist ja an dessen Stelle zur A.F.A. 7 gekommen, also bloß ein Austausch.      

Montag, 6. August
Beim Bau heute Stangen ausgefahren und schwache Stangen ausgewechselt.

Dienstag, 7. August
Beim Bau Streben ausgefahren, geschält und eine Stange ausgewechselt.

Mittwoch, 8. August
Hatte heute mit Albrecht Löcher zu graben, am Anfang von Hirson bis in die Stadt hinein. Da sehr steiniger Boden war, mußte ich zum Teil dicht an den Häusern sprengen. Trotzdem die Brocken nur so flogen, richteten wir doch kein Unheil an.

Donnerstag, 9. August
Fingen heute mit dem Drahtziehen an und zogen zwei Drähte circa 4 ½ Kilometer weit.

Freitag, 10. August
Auch heute mit Albrecht Draht gezogen. Circa 10 Kilometer.

Sonnabend, 11. August
Zogen heute circa 11 ½ Kilometer Draht und haben nun sechs Drähte bis zur Hälfte der Strecke fertig gebracht. Zwei Drähte fehlen noch.
Wollte abends mit Witkowski auf Wildschweinjagd gehen, da es aber anfing zu regnen, ließen wir es sein.

Sonntag, 12. August
Nachmittags mit Witkowski wieder Butter einkaufen gewesen. Erhielten heute schon welche für vier Mark das Pfund.

Montag, 13. August
Auf Baustrecke ließ ich Löcher graben und Stangen setzen, am Ortsanfang von Hirson.

Dienstag, 14. August
Auch heute wieder am Ortsanfang von Hirson Löcher gegraben und Stangen gesetzt. Der Boden ist der reinste Felsen und die Löcher können nur unter den größten Schwierigkeiten gegraben werden. Sprengen hilft auch nicht viel und kann wegen der umstehenden Häuser auch nicht sehr stark ausgeführt werden.

Mittwoch, 15. August
Zusammen mit Unteroffizier Tepper und zwanzig Mann zog ich heute Leitungen.
Insgesamt 11,2 Kilometer Draht.

Donnerstag, 16. August
Heute mit nur zwölf Mann Draht gezogen, insgesamt 5 ½ Kilometer Draht. Bei wechselvollem Wetter, bald schönster Sonnenschein, bald der tollste Regenschauer, war das Arbeiten wenig angenehm.

Freitag, 17. August
Habe wieder auf vier Tage Küchendienst. Heute gab es Gries, der schon vollkommen muffig vom Proviantamt empfangen war.

Sonnabend, 18. August
Früh verschlief ich die Zeit zum Wecken und wachte erst Punkt 6:00 Uhr auf. Glücklicherweise waren sämtliche Trupps schon wach. Abends wollte ich zur Jagd auf Wildschweine gehen. Während den ganzen Tag das schönste Wetter herrscht, zog gegen 9:00 Uhr ein Gewitter auf und der Himmel blieb darnach vollkommen bedeckt. Vorher war ich mit meinem Quartierswirt im Walde Schlingen stellen.

Sonntag, 19. August
Vormittags hatte ich in der Küche zu tun. Nachmittags ging ich mit Witkowski, Butter und Käse einkaufen. Unteroffizier Albrecht kam ins Lazarett.

Montag, 20. August
Nachdem ich den Küchendienst erledigt hatte, ging ich mit meinem Quartierswirt nachmittags in den Wald, Schlingen nachsehen. Hatten aber noch nichts gefangen.

Dienstag, 21. August
War heute zum Bau auf der Strecke nach Hirson und ließ Draht ziehen.

Mittwoch, 22. August
Heute wurde nur an der neuen Strecke nach Chimay gearbeitet. Ich hatte falsch gesetzte Stangen auszugraben und neue zu setzen.
Wachtmeister Iseler machte allerlei Feststellungen über den Betrieb auf unserer Schreibstube, offenbar will er gegen Vizewachtmeister Aldenhoff und Unteroffizier Kraus vorgehen. Er fragte deshalb die Unteroffiziere einzeln aus und notierte sich alles.

Donnerstag, 23. August
Als wir kurz vor ½ 7 Uhr gerade zur Baustrecke fahren wollten, kam Leutnant Martin, stellvertretener Führer vom A.F.A. 107, plötzlich an und teilte mit, daß wir morgen früh abrücken müßten. Bis ½ 12 Uhr wurde gearbeitet. Ich zog Draht und kam mit allen vier Leitungen bis zu den ersten Häusern von Hirson.
Nachmittags gab es nun zu packen und zu verladen, so daß nicht viel an Ruhe zu denken war. Es ist eigentümlich, daß wir so schnell hier fortkommen, angeblich nach Marle. Unsere Strecke ist noch lange nicht fertig und so hätten wir gern es noch einige Zeit hier ausgehalten. Auch die Zivilbevölkerung sieht uns ungern scheiden. Es war im allgemeinen eine ganz freundliche Einwohnerschaft. 

Freitag, 24. August
Früh um 5:00 Uhr, das ist nach belgischer Zeit 3:00 Uhr, mussten wir abmarschbereit stehen. Bei völliger Dunkelheit marschierten wir dann ab über Hirson-Buire-Origny nach La Bouteille, wo wir Unterkunft bezogen, um morgen weiter zu ziehen.

Sonnabend, 25. August
Früh 5:15 Uhr Abmarsch nach Marle und weiter über Marcy-Erlon-Dercy nach Mortiers, wo wir Quartier bezogen. Sollen hier in dieser Gegend Unterstände zum Üben mit Lichtsignalgeräten für die Nachrichtenschule Marle bauen. Oberleutnant Verbücheln soll auch versetzt werden und sollen wir dafür einen Leutnant von Lehmann erhalten.

Sonntag, 26. August
Vormittags 8:00 Uhr ritten alle Unteroffiziere aus, unsere Arbeitsstellen zu besichtigen. Über Dercy ging es zur Höhe 117, nordwestlich von Toulis, wo zwei Unterstände zu bauen sind und die ich als Arbeit zugewiesen erhielt. Dann ritten wir über Froidmont zur Höhe 109, südlich Froidmont, wo sich auch einige Unterstände befinden und darnach zur Strasse Grandlup-Verneuil. An dieser befinden sich die letzten Unterstände. Von hier ritten wir über Cohartille nach Mortiers zurück und waren um 2:00 Uhr endlich angelangt.

Montag, 27. August
Vormittags 6:00 Uhr rückten wir zum Bau ab. Gegen ¾ 8 Uhr war ich erst auf unserer Arbeitsstelle bei Toulis. Mit dem einem Unterstand wurde ich so ziemlich fertig, während zu dem anderen noch Bretter fehlen. Um 3:00 Uhr marschierten wir zurück und da wir den Wagen benutzten, waren wir um 4:00 Uhr schon im Quartier. Kurz vor dem Abrücken fing es an zu regnen und den ganzen Nachmittag hörte es nicht auf zu regnen.

Dienstag, 28. August
Arbeitete an den beiden Unterständen, wurde aber noch nicht ganz fertig damit.

Mittwoch, 29. August
Die beiden Unterstände wurden heute fertig. Oberleutnant Verbücheln, heute vom Urlaub zurückgekehrt, verabschiedete sich vom Zuge. Es mußte alles dazu in Ordonanzanzügen antreten.

Donnerstag, 30. August
Von den beiden Unterständen auf Höhe 117 haben wir ein Gestänge gesetzt zur Strasse Marle - Laon. Witkowski  hatte die fünfzehn Stangen so schauderhaft gestellt, daß ich acht ausgraben und umsetzen mußte. Außerdem noch einige Anker angebracht. Unser neuer Doppelzugführer Leutnant von Lehmann begrüßte die Unteroffiziere abends bei der Besprechung vor der Schreibstube. Scheint ja soweit ein ganz gemütlicher Offizier zu sein.
Vizewachtmeister Iseler soll auch zum Leutnant der Landwehr befördert sein.

Freitag, 31. August
Zog von den beiden Unterständen drei Doppelleitungen bis zur Strasse Marle - Laon und an der Strasse entlang eine Doppelleitung bis kurz vor der Zuckerfabrik bei Toulis.

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