Sommerübung 1912. Ob mein Großvater damals an einen so langen Krieg gedacht hat?
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Sonnabend, 1. September
Zog zwei Doppelleitungen bis zum Nordausgang
von Froidmont und dann vom Südausgang weiter zum Unterstand des Regimentes 1,
insgesamt etwa 5 ½ Kilometer Doppelleitung. Half hier dann noch Witkowski,
indem ich eine Doppelleitung mit blankem Draht auf Behelfsstangen und
Isolierrollen bis zum Unterstand Infanterie Regiment 1 zog. Circa 500 Meter.
Sonntag, 2. September
Mit sechs Mann machte ich die
Bleikabeleinführungen bei den Unterständen: Brigade, Artillerie Regiment,
Infanterie Regiment 1, Infanterie Regiment 2 und Infanterie Regiment 3.
Außerdem überall Sicherungen eingebaut.
Montag, 3. September
Wieder mit sechs Mann verlegte ich in den
selben Unterständen wie gestern, die Apparateanschlüsse von den Sicherungen zum
Apparatetisch mittels Z-Draht. Vorher, da ich auf den Draht und
Isolierrollen warten mußte, die erst aus Marle geholt wurden, setzte ich drei
Anker an dem Gestänge vom Brigade Unterstand bis zur Strasse Marle – Laon.
Dienstag, 4. September
Ein Trupp mußte noch zur Baustrecke, während
die anderen Trupps Innendienst machten (Wageninstandsetzung usw.). Mit Reinstein und
Lühring ging ich nachmittags nach dem nahen Teich Baden. Nachts hatten wir
Fliegerbesuch. Sämtliche Bomben fielen glücklicherweise außerhalb des Ortes.
Mittwoch, 5. September
Heute mußten drei Trupps zur Baustrecke.
Änderungen vornehmen. Die anderen hatten Unterricht und Exerzieren.
Donnerstag,6. September
Vormittags war Unterricht, nachmittags
Exerzieren.
Freitag, 7. September
Mußten bei den Unterständen für die
Regimenter bis nach Grandlup das Gestänge umbauen. Haben im Ganzen 58 Felder
und sollten alle Stangen heute noch zum Stehen bekommen. Da aber nur 35 Stangen
angefahren waren, konnten wir diese nur setzen. Trotzdem war es 9:00 Uhr durch,
als wir wieder in unserem Quartier in Mortiers anlangten.
Sonnabend, 8. September
Heute sollte das ganze, gestern begonnene,
Gestänge fertig werden. Eine Arbeit, die vollkommen unmöglich war. Wir
arbeiteten nun bis zum Einbruch der Dunkelheit ( ½ 10 Uhr).
Und waren so dadurch erst nach 11:00 Uhr
zurück in unserem Quartier. Also von 6:00 Uhr früh im Ganzen 17 Stunden
unterwegens. Natürlich waren alle hundemüde. Nur weil unser neuer Führer,
Leutnant von Lehmann, die Leitung durchaus in zwei Tagen fertig haben wollte,
mußte so geschuftet werden, nicht etwa, weil es eilige Leitungen waren.
Sonntag, 9. September
Mußten heute mit etlichen Mann die Leitungen
fertig stellen und dann richtig durchschalten. Waren heute aber „schon“ gegen
5:00 Uhr fertig und so um 6:00 Uhr im Quartier.
Montag, 10. September
Mit sieben Mann ging ich zum Unterstand des
Artillerie Regimentes, welches nördlich Toulis liegt, um denselben aufs
Doppelte zu vergrößern. Hatten heute mit dem Ausschachten und dem Setzen der
Pfosten zu tun.
Dienstag, 11. September
Heute mit acht Mann wieder zum Unterstand des
Artillerie Regimentes. Die Arbeit „mußte“ durchaus wieder fertig werden, was
ich auch bis ½ 5 Uhr schaffte.
Mein Reitpferd mußte heute geschlachtet
werden, da es nicht mehr fressen konnte. Angeblich hatte es Starrkrampf. Schade
um den Gaul. Christian, so hieß er, war ein äußerst frommes, fast zu ruhiges
Reitpferd.
Mittwoch, 12. September
Vormittags war Waffenappell, dann eine Stunde
Exerzieren und nachmittags Stiefelappell mit anschließender Löhnung.
Donnerstag, 13. September
Vormittags üben im Permanent Bau. Nachmittags
Instandsetzen der Quartiere.
Freitag, 14. September
Hatten heute eine Übung im
Feldkabelleitungsbau. Verschiedene Trupps waren dazu angesetzt. Ich marschierte
mit meinem Trupp über Cohartille zur Strasse Marle - Laon.
Von hier aus baute ich durch Froidmont, an
der Zuckerfabrik Toulis vorüber, bis zur Wegekreuzung Voyenne - Toulis. (circa
5 ½ KM) Nachdem einige Zeit Stationsdienst geübt war, wurde um 12:15 Uhr der
Abbau begonnen und darnach nach Mortiers zurückmarschiert.
Sonnabend, 15. September
Bauten heute im Orte ein Übungsnetz zum
Stationieren aus. Hatte eine Feldkabeldoppelleitung von circa ¾ Kilometer Länge
zu bauen.
Sonntag, 16. September
Außer Appell und Befehlsausgabe, war heute
kein Dienst. Hermanns und Volkhardt kamen aus dem Lazarett, so daß ich jetzt
wieder sechs Telegraphisten habe.
Montag, 17. September
Vormittags hatten wir Stationieren an unserem
ausgebauten Übungsnetz. Abends fuhr ich mit Unteroffizier Tepper nach Cressy
zur Korpsmarketenderei, gab aber nicht viel einzukaufen.
Dienstag, 18. September
Vormittags Unterricht über Permanent Bau,
nachmittags spazieren. Abends ging ich mit Tepper und Witkowski nach Cohartille
zum Kino. Da die Vorstellung erst nach 9:00 Uhr begann, kamen wir auch erst um
Mitternacht nach Hause. Mein Gefreiter Hermanns fuhr heute auf Urlaub.
Mittwoch, 19. September
Vormittags war wieder Stationieren,
nachmittags üben und Unterricht am Bauwagen. Anschließend daran gingen wir
baden.
Donnerstag, 20. September
Vormittags um 7:00 Uhr begann der Übungsbau
mit Feldkabel. Ich baute nach Bois les Pargny (5 km). Hatte die ganze Strecke
fast ausschließlich Stangen zu setzen.
Freitag, 21. September
Vormittags Exerzieren, nachmittags
Stationsdienst. Üben am Übungsnetz.
Sonnabend, 22. September
Hatten vormittags einen Übungsmarsch, über
Dercy - Erlon - Chatillon les Sons, ging es nach Bois les Pargny und von dort
nach Mortiers zurück(circa 20 Kilometer).
Nachmittags fand in Mortiers die Überführung
eines im Luftkampf gefallenem Fliegeroffiziers nach dem Bahnhof statt. Unter
Vorantritt einer Militärkapelle und eines starken Gefolges, wurde der Sarg auf
einer Lafette überführt. Eine sehr würdevolle Feier.
Sonntag, 23. September
Vormittags war Appell. Nachmittags begann ich
mit meinem Trupp, in meinem neuen Quartier, Betten zu bauen und das Quartier
einzurichten.
Montag, 24. September
Vormittags Betriebsdienst, nachmittags
Exerzieren. Während der Mittagspause hatten wir großen Umzug. Bewohnen jetzt
ein ganz sauberes Haus, haben vor allem ganze Fensterscheiben und fast keine
Fliegen dort.
Dienstag, 25. September
Vormittags Vorübung zum Permanent Bau.
Nachmittags Exerzieren und anschließend Baden. Beim Antreten dazu, hatte
Unteroffizier Tepper und Vizewachtmeister Aldenhoff einen Auftritt vor der
Front. Aldenhoff schlägt überhaupt einen Ton gegen die Unteroffiziere an, den
man sich bald nicht mehr gefallen lassen kann.
Mittwoch, 26. September
Vormittags Stationsdienst. Nachmittags
Exerzieren. Heute mit Aldenhoff großer Auftritt in der Schreibstube gewesen.
Donnerstag, 27. September
Hatten wieder Kabelbau. Ich baute von
Mortiers über Dercy nach dem Walde südlich von Bois les Pargny.
Freitag, 28. September
Vormittags war Exerzieren. Leutnant Iseler
sprach dabei mit mir und sagte, die Sache mit Vizewachtmeister Aldenhoff sollte
beigelegt sein. Aldenhoff will sich eines höflichen Benehmens gegen die
Unteroffiziere befleißigen und diese sollten das Geschehene vergessen.
Sonnabend, 29. September
Hatten einen Übungsmarsch (circa 24
Kilometer), über Barenton sur Serre - Verneuil sur Serre - Barenton Cel. -
Chery les Pouilly zur Höhe 90 (Zwei Kilometer südwestlich Cressy).
Hier etwas Schützendienst und Sturmangriff
geübt. Dann ging es über Cressy nach Mortiers zurück.
Sonntag, 30. September
Vormittags war Appell und nachmittags ging es
zum Bohnensuchen.
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