23. März 2018

Dezember 1917






Frankreich, 23.12.1917
 
Lieber Herr Jahn!

Wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein recht frohes Weihnachtsfest und gleichzeitig ein glückliches Neues Jahr, welches hoffentlich das Friedensjahr wird.

Mit vielen Grüßen

Fritz Schilling







Sonnabend 1. Dezember 1917
Mit dreizehn Mann war ich zur Höhe 130. Zehn Mann hoben den Kabelgraben weiter aus, während ich mit drei Mann die im Graben befindlichen Steine, sprengte.

Sonntag, 2. Dezember
Vormittags war nur Appell, sonst dienstfrei.

Montag, 3. Dezember
War heute mit vierzehn Mann zum Ausheben des Kabelgrabens auf Höhe 130.
Über Nacht hatte es gefroren und hielt die Kälte den ganzen Tag an. Entschieden angenehmer, als das Matschwetter der letzten Tage.
Amtlich kam die Nachricht von den teilweisen Waffenstillständen an der Ostfront und dem Eintreffen einer russischen Gesandtschaft, zwecks Anbahnung eines allgemeinen Waffenstillstandes. Hoffentlich wird nun der Frieden wenigstens mit den Russen kommen, dann werden die anderen wohl folgen müssen.

Dienstag, 4. Dezember
War wieder zum Ausheben des Kabelgrabens. Auf dem Rückwege ging ich über Chalandry, zum Pionierpark.

Mittwoch, 5. Dezember
Fuhr per Rad über Barenton sur Serre nach Barenton Cel. zum Arendtgraben. Müssen hier eine Chaussee kreuzen und dieselbe wahrscheinlich durch einen Stollen unterminieren. Auf dem Rückwege über Chalandry erkundigte ich mich beim Pionierpark nach Miniergerät und kann solches auch bekommen.

Donnerstag, 6. Dezember
War wieder per Rad zum Arendtgraben bei Barenton Cel.

Freitag, 7. Dezember
War auch heute wieder zum Arendtgraben hinausgefahren.

Sonnabend, 8. Dezember
Die letzten vier Tage hatten wir schon starken Frost gehabt. Diese Nacht ist das Wetter wieder umgeschlagen und es regnete so langsam den ganzen Tag über, so daß ich mir den Weg nach Barenton sparte.

Sonntag, 9. Dezember
Vormittags war Appell und nachmittags Kirchgang. War zum Leutnant wegen Urlaub, jedoch werde ich vor Weihnachten wohl keinen bekommen und mit dem Besuch von Grete Bürgers Hochzeit ist dann auch nichts.

Montag, 10. Dezember
Im Arendtgraben verlegte ich weiterhin Kabel (90 Meter). Sind jetzt bis zur Strasse Barenton sur Serre – Barenton Cel. Dieselbe soll durch einen Stollen gekreuzt werden.  

Dienstag, 11. Dezember
War wieder zum Arendtgraben, wo die Russen mit dem Stollenbau begannen, aber erst einen Rahmen auf jeder Seite setzten.

Mittwoch, 12. Dezember
Auf dem Rade wieder zum Arendtgraben hinausgefahren. Die Russen setzen jetzt zwei Rahmen täglich in den Stollen. Von jeder Seite, also im Ganzen vier Rahmen.

Donnerstag, 13. Dezember 
Auch heute war ich mit dem Rade nach Barenton Cel. Es ist jetzt wieder etwas wärmer und sobald die Strassen aufgetaut sind, ist es beinahe ausgeschlossen zu fahren.

Freitag, 14. Dezember
War heute Unteroffizier vom Dienst und blieb zu Hause.

Sonnabend, 15. Dezember
Ging heute zu Fuß nach dem Arendtgraben.
Grete Bürger hat heute Hochzeit. Schade, daß ich dazu keinen Urlaub bekommen konnte. Nachmittags nach Cressy baden gewesen.

Sonntag, 16. Dezember
Vormittags Appell mit Gasmasken und Durchsicht der Quartiere, sonst dienstfrei.

Montag, 17. Dezember
Über Nacht war zum ersten Male in diesem Winter Schnee gefallen und da es genügend kalt war, löste er sich nicht in Wohlgefallen auf, sondern blieb liegen. Ging früh nach Cressy, dann über Chalandry nach Barenton Cel zum Arendtgraben und von hier über Barenton sur Serre nach Mortiers zurück. Leutnant von Lehmann ist heute nach Marle kommandiert, zur Vertretung von Leutnant Herz.

Dienstag, 18. Dezember
War zum Kabelgraben nach Barrenton Cel.

Mittwoch, 19. Dezember
Ging heute wieder zum Kabelgraben hinaus. Da die Gegend zwischen Barenton sur Serre und Barenton Cel. bis nach Chalandry wegen Scharfschießen der Maschinengewehre und Minenwerfer gesperrt war, mußte ich über Verneuil bis kurz vor Barenton – Bugny gehen, um nach Überschreiten des dort befindlichen Sumpfes, zum Arendtgraben zu gelangen. Die Russen waren wegen dem Schießen aber schon fort und ich konnte deshalb gleich nach Mortiers zurückkehren. Konnte von Verneuil bis Mortiers einen Güterzug benutzen.

Donnerstag, 20. Dezember
Vormittags war ich nach Cressy, wollte Photoplatten holen und nachmittags zum gleichen Zweck nach Erlon. Leider konnte ich keine bekommen.

Freitag, 21. Dezember
Verlegte heute mit drei Mann Bleikabel in den Arendtgraben (40 Meter). Nachmittags war Löhnung und es gab zum ersten Male die erhöhte Löhnung, für mich als Unteroffizier sechzehn Mark.

Sonnabend, 22. Dezember
Verlegte heute wieder Bleikabel (110 Meter). 

Sonntag, 23. Dezember
Vormittags war Appell und nachmittags in der Kirche eine kleine Weihnachtsandacht.

Montag, 24. Dezember
Als Unteroffizier vom Dienst blieb ich heute zu Hause.
Abends war dann unsere gemeinsame Weihnachtsfeier des Doppelzuges 611. Vom Lazarett war uns eine Baracke zur Verfügung gestellt worden und wurde diese recht schön ausgeschmückt. Bei Grog und Bier und unter abwechselnden Vorträgen, verliefen die Stunden äußerst schnell. Die Liebesgaben aus der Heimat waren ja nicht mehr so, wie in den früheren Jahren, immerhin doch noch ganz nett. Gegen 3:00 Uhr morgens, erreichte die Feier erst ihr Ende. Abends hatte es in unserer Kirche Heringssalat gegeben.

Dienstag, 25. Dezember
Standen heute fast alle sehr spät auf. Nach der gestrigen Feier mußte man sich auch etwas ausschlafen. Nachmittags war noch Kirchgang.

Mittwoch, 26. Dezember
Heute wurde wieder gearbeitet. Ich verlegte Bleikabel, mit fünf Mann (25 Meter und sechs Lötstellen).

Donnerstag, 27. Dezember
Mußte heute mit zwei Mann im Abschnitt des Regimentes C, zwischen Barenton sur Serre und Chalandry, die Kabelgräben ausmessen.

Freitag, 28. Dezember
War auch heute wieder im Abschnitt C und maß die Kabelgräben. Da starker Wind und eine empfindliche Kälte herrschten, war es keine angenehme Arbeit.

Sonnabend, 29. Dezember
Verlegte Bleikabel bei Barenton Cel.

Sonntag, 30. Dezember
Vormittags war Appell.
Nachmittags war ich mit Albrecht, Tepper und Walb nach Cressy, wollten zum Kino. Da aber keine Nachmittagsvorstellung mehr stattfindet und wir nicht bis zum Abend warten wollten, tranken wir in der Kantine vom Generalkommando einige Glas Bier und machten uns dann auf den Heimweg nach Mortiers.

Montag, 31. Dezember
Hatte heute dienstfrei und blieb in Mortiers.
Abends gab es pro Mann circa 4/10 Liter Rum. Ich kaufte eine Flasche Rotwein, die sechs Mann von meinem Trupp zusammen auch noch zwei Flaschen und dann brauten wir uns einen Grog, der gerade von 11:00 – 12:00 Uhr reichte. Bei Anbruch des neuen Jahres gab es dann Glühwein, der dann auch noch bei einigen ziemlich zu Kopfe stieg. 3:00 Uhr war es, als wir endlich zur Ruhe gingen.

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