17. Juni 2018

Januar 1918



Dienstag, 1. Januar
Wieder ein Jahr dahin und ein neues beginnt. Das vierte Mal im Weltenkriege. Ein Wunsch und eine Hoffnung beseelt alle, daß in diesem Jahre dieses Völkermorden endlich zu Ende gehen möge. Mit Rußland sind die Friedensverhandlungen ja nun im Gange und es scheint auch mit denen zum Schluß zu kommen. Werden die anderen noch lange zaudern und setzen sie alles noch auf ihre letzte Karte, dem Eintreffen der Amerikaner?

Nach der gestrigen Feier standen wir erst spät auf, gerade um noch rechtzeitig zu dem um 10:00 Uhr stattfindenden Löhnungsappell zu kommen. Schönes, nicht zu kaltes Wetter, so daß der Schnee gerade liegen bleibt, so war die Witterung des ersten Tages im neuen Jahr.
   
Mittwoch, 2. Januar
Mein Geburtstag heute, der 27. und gleichzeitig bin ich Unteroffizier vom Dienst. Kann also zu Hause bleiben und den Tag etwas für mich still genießen. Er verlief ebenso eintönig wie alle anderen, nur das ich mir extra etwas zum Abendbrot leistete, um wenigstens etwas an den Tag erinnert zu sein. Erhielt auch mit der Post drei Gratulationen von zu Hause, Martha Schilling und Fräulein Gerwing.

Donnerstag, 3. Januar
War heute zum Arendtgraben nach Barenton Cel. Bauten dort eine Gittererde ein und verlegten die anderen fünf Kabel. Circa 40 Meter.
Hatte Urlaub beantragt, da mein Bruder bis zum 6. Januar zu Hause ist. Nun habe ich mich gleich an Vizewachtmeister Reinstein gewandt, ohne Gräfe nochmals Bescheid zu sagen. Darüber war Gräfe so entrüstet, daß er sich beim Leutnant von Lehmann beschwerte und der Urlaub futsch ist.

Freitag, 4. Januar
Verlegte wieder Bleikabel in Barenton Cel.

Sonnabend, 5. Januar
In Barenton Cel. Bleikabel weiter verlegt.

Sonntag, 6. Januar
Vormittags war Appell.
Bis jetzt war kaltes, aber doch schönes Wetter. Heute, gegen Abend, wurde es plötzlich wärmer und es setzte gleichzeitig ein feiner Regen ein, so daß am Spätabend die Strassen und Wege vollkommen matschig waren.

Montag, 7. Januar
Mußte heute, mit unserem „Postpaketräuber“, den Fahrer Wischnewski nach Marle, zur gerichtlichen Vernehmung fahren. Da der gestern einsetzende Regen auch heute den ganzen Tag anhielt, war es gerade keine angenehme Fahrt. Nachdem wir auf der Verpflegungsstelle am Bahnhof noch Mittag gegessen hatten, kehrten wir nach Mortiers zurück.

In Marle befand sich das Hauptquartier des Armeeoberkommandos der Deutschen Armee  

Dienstag, 8. Januar
Über Nacht war es wieder kälter geworden, auch hatte es etwas geschneit, so daß es wieder ganz winterlich aussah. Mußte wieder nach Barenton Cel., wo die Russen jetzt eine Strasse unterminieren. Der Leutnant Strauß von der Arendtabteilung kam auch hin und sagte, daß die Kabel wohl nicht weiter gelegt werden würden. Es sieht so aus, als ob die Stellung hier nicht wird bezogen werden, sondern statt des Rückzuges ein Vormarsch angetreten werden soll.

Mittwoch, 9. Januar
Auch heute war ich wieder zum Arendtgraben nach Barenton Cel. gegangen.
Erhielt heute von meinem Bruder die Verlobungsanzeige. Er hat sich während seines Urlaubs am 1. Januar verlobt.

Am 7. April 1920 heiratete Walter Schilling dann Elsa Lux.

Donnerstag, 10. Januar
Gestern Abend hatte es leicht getaut und über Nacht hatte der Frost alles mit einer Eisdecke überzogen, so daß der Weg nach Barenton Cel. zur reinsten Tortur wurde. Tagsüber war dann wieder wärmeres Wetter und dadurch der schönste Matsch fertig.

Freitag, 11. Januar
Das wärmere Wetter hält an und die Strassen sind alle mit einem Brei von aufgeweichter Erde überzogen. Gerade nicht angenehm für meinen Gang nach Barenton Cel.

Sonnabend, 12. Januar
Wollte auch heute wieder nach Barenton Cel. gehen. War aber nur bis zur halben Strecke unterwegs, kurz hinter Barenton sur Serre, als ich umkehrte, da ich mir einen Fuß durchgelaufen hatte. Unteroffizier Kruzinna, von der Arendtabteilung, kam heute fort und an seiner Stelle kam Unteroffizier Sarr.

Sonntag, 13. Januar
Das Wetter ist wieder etwas kälter geworden und ein leichter Frost eingetreten.
Vormittags war Appell und eine Stunde Exerzieren.

Montag, 14. Januar
War heute zum Arendtgraben nach Barenton Cel hinaus.

Dienstag, 15. Januar
Den Arendtgraben soll jetzt der Unteroffizier Sarr von der Arendtgruppe weiter machen, während ich in dem mir zugeteilten Abschnitt des Regimentes C die Minierstellen unter den Strassen anfange. Habe dazu auf den Strassen Barenton sur Serre – Barenton Cel. und Barenton sur Serre – Chalandry zu tun. Heute war ich erst mal zur Orientierung draußen.

Mittwoch, 16. Januar
Auf der Strasse Barenton Cel. – Barenton sur Serre ließ ich heute erst mal eine Minierstelle tiefer ausschachten. Eine Seite müssen wir 5 ½ Meter tief graben. Hatte dazu zwölf Kriegsgefangene Russen. Bei orkanartigem Sturme war heute kein angenehmes Arbeiten.

Donnerstag, 17. Januar
Hatte auch heute wieder zwölf Russen und ließ die zweite Minierstelle tiefer ausschachten. Das Wetter ist etwas wärmer, dafür regnete es aber den ganzen Tag.

Freitag, 18. Januar
Auf beiden Minierstellen weiter gearbeitet und die ersten Rahmen gesetzt.

Sonnabend, 19. Januar
Das Minieren ging heute schon bedeutend besser. Setzte an der einen Stelle zwei Rahmen und an der anderen fünf Rahmen. Außerdem hatte ich heute noch eine Minierstelle an der Strasse Barenton sur Serre – Chalandry, welche bisher Unteroffizier Fuchs hatte, und setzte dort neun Rahmen.

Sonntag, 20. Januar
Fuhr vormittags nach Marle und brachte den Fahrer Wischnewski dorthin zur gerichtlichen Vernehmung. Zurück brauchte ich ihn nicht mehr zu bringen, da er dort in Untersuchungshaft kam.

Montag, 21. Januar
War heute Unteroffizier vom Dienst und blieb deshalb zu Hause.

Dienstag, 22. Januar
In meinem Regimentsabschnitt war Scharfschießen und so konnte deshalb nicht gearbeitet werden. Nachmittags mußte ich nach Marle fahren und den Fahrer Wischnewski abholen und denselben nach Cressy in Untersuchungshaft bringen.

Mittwoch, 23. Januar         
War heute wieder zu den beiden Minierstellen an der Strasse Barenton sur Serre - Barenton Cel.

Donnerstag, 24. Januar
Auch heute zu den beiden Minierstellen hinaus gewesen.

Freitag, 25. Januar
Bei den beiden Minierstellen an der Strasse Barenton sur Serre – Barenton Cel. weitergearbeitet.

Sonnabend, 26. Januar
Vormittags an den Minierstellen gearbeitet. Abends hatten wir Kaisergeburtstagsfeier. Eine Baracke der Krankensammelstelle stand uns zur Verfügung und bei Grog und Bier verlebten wir gemütliche Stunden, durch Vorträge manigfaltiger Art verschönt. Früh 4:00 Uhr war es durch, als die Feier ein Ende hatte.

Sonntag, 27. Januar
Vormittags wurde erst mal von der gestrigen Feier ausgeschlafen. Ein schöner Sonntag, das reinste Frühlingswetter.

Montag, 28. Januar
War wieder zu meinen beiden Minierstellen hinaus und hatte gleichzeitig auch noch die Aufsicht an der Minierstelle des Grabens C – D an der Strasse Barenton sur Serre nach Chalandry. An der einen Minierstelle ( D1 – C2 ) kamen wir zum Durchbruch, der von beiden Seiten vorgetriebenen Stollen.

Dienstag, 29. Januar
An den beiden Minierstellen weiter gearbeitet. Nachmittags hatten die Unteroffiziere Reitunterricht. Geritten wurde auf Sattelkissen und Decken.

Mittwoch, 30. Januar
War heute Unteroffizier vom Dienst. Nachmittags hatten wir wieder Reiten. Es sind jetzt zwei Gräben ausgehoben, sowie eine Hürde gebaut worden.

Donnerstag, 31. Januar
War heute zu den beiden Minierstellen hinaus. Kamen mit der zweiten Stelle auch zum Durchbruch und haben dort einen Höhenunterschied von 50 cm.

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