8. Juli 2018

März 1918


Mein Großvater (links) auf einem englischen Panzer.





Freitag, 1. März 1918
Um 7:00 Uhr standen wir abmarschbereit und marschierten um 8:00 ab, über Cohartille - Froidmont  - Grandlup - Pierrepont - Missy - Liesse, bis kurz vor Marchais. Hier wurde Mittagsrast gemacht und dann ging es über Marchais nach Ramecourt, ein ziemlich zerschossener Ort, in dem wir Quartier bezogen.

Die Marschroute meines Großvatersvon Laon nach Ramecourt.

Sonnabend, 2. März
Tagsüber hatten wir Instantsetzen der Quartiere. Abends erhielt ich plötzlich Auftrag nach vorn zu gehen, um dort bei einem durch Infanterie auszuhebenden Kabelgraben, die Aufsicht zu führen. Ging an der Strasse an Outre vorbei nach Goudelancourt. Vor diesem Ort konnte ich nicht weiter, da der Franzose einen Angriff unternahm und bis hier her sein Trommelfeuer legte. Besonders stark schoß er nach dem 500 Meter weiter befindlichen Ort Berrieux. Gegen ½ 9 Uhr hörte das Feuer allmählich auf und ich konnte die Infanteristen suchen. Bei der völligen Dunkelheit fand ich dieselben erst nach 10:00 Uhr. Blieb noch einige Stunden draußen und kehrte dann nach Ramecourt zurück.

Sonntag, 3. März
Nachmittags fuhr ich mit Leutnant von Lehmann und Leutnant Reinstein bis zur Nähe des Kabelgrabens, um das Gelände bei Tage zu besichtigen. Ich blieb dann gleich draußen, bis die Infanteristen kamen und kehrte Nachts um ½ 12 Uhr zurück.    

Montag, 4. März
Ging heute mit Unteroffizier Albrecht und Telegraphist Fiedler zum Kabelgraben nach vorn. Albrecht übernahm dann die Aufsicht und ich kehrte mit Fiedler nach Ramecourt zurück.

Dienstag, 5. März
War vormittags mit Leutnant von Lehmann und Reinstein bis zum Pionier Park vor Goudelancourt gefahren und dann ging es zu Fuß durch die Stellungen nach „Störung 2“.
Bis hierher muß der Kabelgraben gezogen werden. Noch weiter nach vorn können wir einen bestehenden Graben benutzen. Abends ging ich mit Albrecht hinaus, steckten gemeinsam ein Ende Graben ab und ich ging dann nach Ramecourt zurück.

Mittwoch, 6. März
Ging mit Albrecht wieder hinaus und wollte den Kabelgraben, der jetzt genau in Höhe von Berrieux, circa 800 Meter östlich davon ist, weiter abstecken. Wegen anhaltenem Artilleriefeuer war es aber nicht möglich und als das Artilleriefeuer aufhörte, war es zu dunkel. Das 2. Ersatz Infanterie Regiment 29, welches bisher 40 Mann zum Graben stellte, ist abgelöst und das an deren Stelle getretene 2. Ersatz Infanterie Regiment 144, hatte anscheinend vergessen die Leute zu senden, so daß wir ins Quartier zurückkehren konnten.

Donnerstag, 7. März
Ging heute Vormittag mit Albrecht in die Stellung und steckte den Rest des Kabelgrabens bis zur Vermittlung „Störung 2“ ab. Abends waren wieder keine Infanteristen da, sodaß wir unverrichteter Sache wieder abziehen mußten.
Heute wurde mir meine Beförderung zum Sergeanten mitgeteilt. Beförderungstag ist der 4. März 1918.

Freitag, 8. März
Vormittags ging ich mit Leutnant von Lehmann nach Saint Erme, um mit dem Adjudanten vom 2. Ersatz Infanterie Regiment 144 Rücksprache zu nehmen und erhielten wir Auskunft, daß heute die Leute zum Arbeiten kommen würden. Abends war ich dann um 7:00 Uhr am Pionier Park vor Goudelancourt und marschierte mit den 30 Infanteristen zum Kabelgraben.
Die 30 Mann, die um 1:00 Uhr erst ablösen sollten, wurden auch früher gesandt, so daß 60 Mann arbeiteten und kurz nach 1:00 Uhr alles fertig war.
Unsere Artillerie hatte zwischen 11:00 und 12:00 Uhr stark gefeuert und jetzt tat das gleich der Franzose, von ½ 1 Uhr ab. Gerade die Gegend, über die wir nach Hause gehen mußten, streute er ab.  

Sonnabend, 9. März
Heute bekamen wir Infanteristen vom 2. Ersatz Infanterie Regiment 173, die aber erst um ½ 10 Uhr kamen. Ich war mit Albrecht draußen und verteilte die 30 Infanteristen auf den Rest des noch auszuhebenden Grabens und kurz nach 1:00 Uhr war die Arbeit geschafft. Wir kamen um ½ 3 Uhr wieder in Ramecourt an und hörten hier, daß Flieger den Ort besucht hatten, wovon wir beide natürlich nichts bemerkt hatten.

Sonntag, 10. März
Außer einer kleinen Leitungspatrouille unserer Leitung nach Saint Erme, hatte ich heute nichts zu tun.

Montag, 11. März
Brauchte heute nicht mit auf Strecke und hatte die Aufsicht beim Weiden der Pferde. Vormittags ging ich nach Montaigu hinüber, wollte Theaterbillets holen, bekam aber keine, da dieselben sehr schnell ausverkauft sind, da sich schon über zwei Stunden vorher welche dazu anstellen.

Dienstag, 12. März
Abends mit hinaus gewesen zu einem Kabelgraben, an dem unsere Telegraphisten arbeiten (zwischen Berrieux und Amifontaine) Gegen 11:00 Uhr Nachts zurückgekehrt.
    
Mittwoch, 13. März
Blieb heute im Quartier.

Donnerstag, 14. März
Bin heute Unteroffizier vom Dienst.
Ging zum Pionier Park Goudelancourt und wartete dort auf die Infanteristen, die zum Ausheben des Kabelgrabens kommen sollten. Da dieselben aber heute nicht kamen, ging ich mit Vizefeldwebel Klingelhöfer zu unseren Mannschaften und nach kurzem Aufenthalt von dort nach Ramecourt zurück.
 
Freitag, 15. März
Abends ging ich mit Albrecht nach Saint Erme zum Kino.

Sonnabend, 16. März
Brauchte heute nicht mit zum Bau und blieb deshalb in Ramecourt.

Sonntag, 17. März
Vormittags war Appell. Abends ging ich mit noch vier Unteroffizieren nach Montaigu ins Kino.

Montag, 18. März
Vormittags mit Leutnant Reinstein, Unteroffizier Albrecht und noch sechs Mann zu dem von mir mit Infanteristen ausgehobenen Kabelgraben gegangen und dort drei Unterstände festgelegt und angefangen auszuheben. Während Albrecht mit den Mannschaften bis Mittag da arbeitete, kehrte ich mit Leutnant Reinstein nach Ramecourt zurück, um dann abends nochmals hinauszugehen und Infanteristen an den Unterständen arbeiten zu lassen.

Dienstag, 19. März
Blieb in Ramecourt.

Mittwoch, 20. März
Vormittags mit unseren Telegraphisten hinaus gewesen, Unterstände ausheben.
Nachmittags bekamen wir alle Stahlhelme.

Donnerstag, 21. März
Blieb in Ramecourt.

Freitag, 22. März
Vormittags war ich wieder zum Ausheben der Unterstände an dem Kabelgraben östlich der Strasse Goudelancourt - Berrieux.

Sonnabend, 23. März
Bin heute Unteroffizier vom Dienst. Vormittags mußte ich mit zwei Kranken nach Saint Erme zum Arzt. Abends gingen wir vier Mann ins Kino von Saint Erme.

Sonntag, 24. März
Es ist Befehl gekommen, daß wir Marschbereit stehen sollen, infolgedessen herrschte gleich eine ziemliche Aufregung, vermischt mit der Neugierde, ob wir bei der Offensive verwendet werden.
Vormittags war Kirchgang. Alles war enttäuscht davon, wie der Pfarrer mit völlig unangenehmer Stimme, seine Predigt nur so herunter leierte. Abends gingen wir vier Unteroffiziere wieder ins Kino, diesesmal nach Montaigu.
Montag, 25. März
Um 10.00 Uhr hatten wir Scharfschießen und wollten gerade anfangen, als der Abmarschbefehl kam. Jeder Mann mußte nun schnell fünf Schuß abgeben und dann hieß es packen. Um ½ 2 Uhr war alles fertig zum Abmarsch und kurz nach 2:00 Uhr verließen wir Ramecourt, um über Bahnhof Saint Erme - Montaigu - Cousy les Eppes - Eppes nach Laon zu marschieren, wo wir Quartier bezogen. Hatten auch ein einigermaßen gutes Quartier, aber unser Aufenthalt sollte nicht von langer Dauer sein.

Dienstag, 26. März
Nachts gegen 1:00 Uhr wurde uns Unteroffizieren mitgeteilt, daß wir in kleine Trupps verteilt, morgens früh abrücken müßten, zur Stationsbesetzung. Ich erhielt fünf Mann. Nun hieß es erst Lebensmittel empfangen und die Sachen packen. Um 5:00 Uhr marschierten wir ab, über Semilly - Glacy - Mons. Bis hierher marschierten noch drei Trupps mit, die jetzt einen anderen Weg einschlugen, während ich über Vaucelles nach Beffecourt marschierte, um hier die Vermittlung zu übernehmen. Nach längerem Suchen fand ich dieselbe auf der Höhe 129, zwischen Beffecourt und Bourgnignon. Eine Station mit Klappenschrank und neun Leitungen, im Stollen ganz nett eingerichtet und ziemlich geschützt liegend. Das Artilleriefeuer war ziemlich lebhaft und wir hatten besonders am Nachmittag, etliche Leitungsstörungen.

Mittwoch, 27. März
Nachmittags ging ich nach Les Creuttes über Bourgnignon, um die dortige Station anzusehen. Erhielt hier Bescheid, daß wir heute noch abrücken. Kehrte deshalb nach meiner Station in Beffecourt zurück und ließ alles zum Abmarsch vorbereiten. Gegen 9:00 Uhr kamen endlich drei Mann Ablösung und ich marschierte mit meinem Trupp über Les Creuttes nach Laon. Unterwegs mit den Telegraphisten, von den anderen, auch von uns besetzten Stationen, zusammentreffend. In Laon waren die Wagen alle schon fertig marschbereit. Nach einigem Aufenthalt, marschierten wir nachts 12:00 Uhr ab. Wie wir später erfuhren, gerade noch früh genug, denn gegen Morgen setzte die Beschießung von Laon durch die Franzosen ein.

Donnerstag, 28. März
Wir marschierten auf der Crepyer Chaussee nach Besny et Loisy, wo schon zwei Trupps auf uns warteten. Dann ging es über Vivaise - Couvron et Anmencourt nach Monceau les Leups. So waren wir glücklich wieder in dem Ort, in welchen vor einem Jahre unser Doppelzug seine Kriegstätigkeit begann. Nach 6:00 Uhr morgens kamen wir dort an und nachdem wir Quartier gefunden hatten, legten wir uns totmüde zur Ruhe nieder.

Freitag, 29. März
Erst sollten wir heute Ruhe haben. Wurden aber früh 4:00 Uhr geweckt, das heißt, vier Unteroffiziere und sechzehn Mann und erhielten den Auftrag, als Störungssucher für eine wichtige Armee Oberkommando Leitung zu figurieren. Bei trüben Wetter marschierten wir über Courbes - Anquilcourt - Achery. Überschritten hier unsere Stellung und den zwischen unserer und der erstürmten englischen Stellung, liegenden Oisekanal und kamen durch die Mauerreste von Travecy. Von hier aus, wurden unsere Mannschaften verteilt. Immer zwei Mann je 2-3 Kilometer. Über Liez - Mennessis - Frieres Faillouel. Bis hierher hatte ich die Aufsicht und von hier bis La Neuville Unteroffizier Albrecht. Die ganze Gegend ist die reinste Wüste. Alle Ortschaften bei unserem vorjährigen Rückzug niedergelegt, alle Bäume abgeschnitten. Der Engländer hat hier keine gute Stellung gehabt. Auch für den Angreifer war das Gelände nicht günstig. Erst den Oisekanal, welcher durchstochen, das umliegende Land überschwemmt hatte, bis zur Breite von 1200 Metern. Nach fünf Kilometer kam dann der Croszat-Kanal und kurz dahinter eine Eisenbahn. Trotzdem wurde der Engländer hier geworfen. Überall lagen Tote umher, dazu eine Unmenge Munition. Bei Frières stand eine ganze zusammengeschossene englische Batterie. Erst sollten wir nach Monceau zurückkehren, da wir nachmittags als Störungssucher abgelöst wurden, blieben aber dann in einer Baracke in Frières. Dieselbe war von einem Bauzuge der A.F.A. 7 belegt. Da wir keine Decken mithatten, froren wir die Nacht über schauderhaft.

Der Canal de Croszat heißt heute Canal de Saint Quentin

Sonnabend, 30. März
Ritt früh nach Travecy die Leitung entlang, da noch Telegraphisten fehlten. Da ich aber niemanden fand, kehrte ich nach Frières zurück, erfuhr dort durch einen Radfahrer, daß mein Doppelzug hier durchmaschiert ist und sich hinter Faillouel auf der Strasse nach Flavy befindet. Traf ihn auch hier beim Ausbessern eines Permanent Gestänges. Nach einiger Zeit mußte ich dann mit Albrecht als Quartiermacher fortfahren, über Flavy - Gügn  - le Riez de Gügny nach La Neuville. Kurz vor unserer Abfahrt hatte es angefangen zu regnen, sodaß wir ziemlich durchnäßt in La Neuville ankamen. Da hier ein Generalkommando liegt und kein Quartier mehr frei war, erhielten wir Quartier in Gügny und mussten deshalb zurück fahren. Auch der Doppelzug war schon über Gügny hinaus und mußte zurück marschieren. In Gügny selbst kam alles in einer großen Scheune unter. Wir Unteroffiziere fanden noch ein Zimmer, zwar sehr luftdicht, aber doch etwas besser als die Scheune.

Sonntag, 31. März
Sämtliche Unteroffiziere und Mannschaften mussten frühmorgens mit zwei Bauwagen nach La Neuville marschieren. Von hier hatten wir eine Feldkabeldoppelleitung über Ugny le Riez – Guivry nach Bourgois zu bauen (circa 9 km). Marschierten dann nach Gügny zurück, wo wir gegen 6:00 Uhr ankamen. Heute ist der 1. Osterfeiertag, nur merkt man nichts davon.


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