30. Oktober 2018

Juli 1918


Olizy und Violaine ist eine Region des Champagners. 
Doch 1918 hatten die Soldaten, die dort kämpften, andere Sorgen.












Montag, 1. Juli
Blieb heute zu Hause, da ich nicht auf dem Posten war. Vom Doppelzug ist auch der größte Teil erkrankt, es heißt Influenza. Doch scheint es die in Spanien aufgetretene, noch unbekannte Krankheit zu sein.

Dienstag, 2. Juli
Ging heute wieder zur Baustrecke. Ließ Löcher ausheben für ein neues Gestänge, welches mit dem vom 29. 6. fast parallel verläuft. Den ganzen Tag war mir so schlecht und als ich nach Hause kam, mußte ich mich gleich langlegen, da ich 40,3 Grad Fieber hatte.

Mittwoch,3. Juli bis Mittwoch, 10. Juli
Am 3. hielt sich das Fieber noch über 40°, um dann allmählich nachzulassen. Die Krankheit ist ja in ganz Deutschland und auch in den anderen Ländern verbreitet. Hier nennt man sie nur noch die Spanische Krankheit.

Donnerstag, 11. Juli
Mit Walb zusammen sah ich heute sämtliche Apparate des Doppelzuges nach.

Freitag, 12. Juli
Die Telegraphisten hatten heute Ruhetag, dafür war erst mal ärztliche Untersuchung. Es sollen nämlich ein Unteroffizier und acht Mann zur Infanterie. Von sämtlichen Formationen werden 10 Prozent heraus gezogen und zur Infanterie gesteckt.

Sonnabend, 13. Juli
Hatte heute mit den Vorbereitungen zur Offensive zu tun. Ich soll mit 10 Mann den Gruppenmeldekopf besetzen.

Sonntag, 14. Juli
Früh um 4:00 Uhr rückte ich ab über Lagary – Lavigny nach Olizy et Violaine. Bis hierher waren Leitungen vorgetrieben (1000 Meter hinter der Stellung) und ich besetzte die Station als Gruppenmeldekopf. Natürlich waren die Leitungen schon entzwei geschossen und wir hatten gleich zu flicken.

Montag, 15. Juli
Pünktlich zur festgesetzten Zeit um 1:10 Uhr früh begann das Trommelfeuer. Ein wahrer Hagel von Geschossen wurde zum Franzmann gesandt. Unseren Keller verließen wir gar nicht, denn man konnte es draußen, in dieser Hölle, nicht aushalten. Um die Ferme, in der wir lagen, standen 21 cm Mörser, die einen furchtbaren Krach machten. Da andauernd mit Gasgranaten (Blaukreuz) geschossen wurde, war die ganze Luft davon und von Pulverdampf erfüllt. Wir hatten infolgedessen alle einen gehörigen Schnupfen. In unserem Keller war auch der Stab vom Jäger Regiment 8 und hier traf ich dabei einen alten Bekannten, Erich Witt. Es war das erste Mal, daß wir uns seit Kriegsbeginn sahen.
Um 4:50 Uhr war der Sturm und es schien auch gut vorwärts zu gehen, trotzdem die vor uns liegenden Wälder, die zum Teil mit Senegalneger besetzt sind, große Schwierigkeiten bereiten. Gegen Morgen wurde Olizy et Violaine besonders stark vom Franzmann beschossen. Besonders schien er es auf die 21er Mörser abgesehen zu haben und überall bei uns schlugen die Granaten ein. Die Leitungen waren alle zerschossen und als das Feuer es erlaubte, gab es gehörig Arbeit. Nachmittags kam auch der Doppelzug nach und begann gleich eine Leitung vorzubauen.

Dies ist der Hintergrund der Schlachten, die mein Großvater miterlebte. 

Dienstag, 16. Juli
Die Leitung wurde heute weiter vorgebaut und es sollte der Meldekopf auch erst verlegt werden. Da aber die ganze Gegend noch unter feindlichem Feuer lag, unterblieb dies.

Mittwoch, 17. Juli
Der Angriff scheint nicht richtig geklappt zu haben, denn der Heeresbericht vom 15.7. spricht sich äußerst mau aus.

Donnerstag, 18. Juli
Wir werden wohl nicht mehr lange hier bleiben und anscheinend nach Serzy et Prin zurückkehren.

Freitag, 19. Juli
Leutnant Körner vom Generalkommando ging heute zum Stab zurück, sodaß der Meldekopf gewissermaßen aufgegeben worden ist.

Sonnabend, 20. Juli
Der Doppelzug rückte heute nach Serzy et Prin ab. Mit 16 Mann und auch zwei Unteroffizieren blieb ich auf dem Meldekopf zurück.


Auf dem Weg nach Serzy et Prin säumen weite Hügel voller Wein heute die Straßen.




Sonntag, 21. Juli
Gut das der Doppelzug fort ist. Heute schoß der Franzmann andauernd nach Olizy et Violaine, zum Teil mit Gas, sodaß wir unseren Keller nicht verlassen konnten.

Montag, 22. Juli
Olizy et Violaine wurde heute den ganzen Tag beschossen. Abends wurde die Station aufgehoben und wir marschierten über Avigny – Lagary nach Serzy et Prin und kamen um 12:00 Uhr nachts dort an.

Dienstag, 23. Juli
Hatten heute Ruhetag.

Mittwoch, 24. Juli
Marsch nach Bourges und Herstellung einer Leitung nach Brieul. Waren zeitig fertig und um
2.00 Uhr wieder in Serzy et Prin. Um 5:00 Uhr kam plötzlich Befehl zum Abrücken. Marschierten gegen 9:00 Uhr ab über Vendeul – Jonchery – Montigny und übernachteten in einem Baracken Lager, nördlich Montigny.

Donnerstag, 25. Juli
Marschierten von unserem Barackenlager nach Ventelay. Sollen von Ventelay nach Glennes zwei Doppelleitungen an angeblich vorhandenem Gestänge ziehen. Zwischen den Gestängen fehlte aber ein Stück von circa 3 Kilometern, welches ich in Arbeit nahm. Abends bezogen wir Quartier in Ventelay.

Freitag, 26. Juli
Stellten heute das Verbindungsgestänge Ventelay – Glennes fertig.

Sonnabend, 27. Juli
Um 2:00 nachmittags erhielt ich heute erst Baubefehl in Glennes angeblich kleine Umschaltungen vorzunehmen. Natürlich war es erheblich mehr Arbeit und trotzdem wir im Regen bis 10:00 Uhr arbeiteten, war an eine Fertigstellung nicht zu denken, da acht Doppelleitungen und zwei Einfachleitungen umzulegen sind.

Sonntag, 28. Juli
Mit 10 Mann machte ich die gestern angefangenen Umschaltungen bei Glennes fertig.

Montag, 29. Juli
Mit sechs Mann baute ich von Roucy zum Munitionsdepot und von hier zum Kleinbahnhof Roucy je eine Feldkabeldoppelleitung. Acht Mann kommen morgen zur Infanterie.

Dienstag, 30. Juli
Heute geht’s auf Urlaub. Fahre zusammen mit Gefreiten Jahnsen. Um 9:00 Uhr fuhren wir mit dem Wagen über Roucy nach Pontovert. Hier warteten wir von 11:00 Uhr vormittags bis nachts 12:00 Uhr.

Mittwoch, 31. Juli bis Freitag, 2. August 1918
Keine Aufzeichnungen.

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